20.07.2022 |

Bericht empfiehlt robuste Nachweismethoden für neue Gentechnik

Wie wird das europäische Parlament neue Gentechnik-Verfahren bewerten? (Foto: CCO, Pixabay) Wie wird das europäische Parlament neue Gentechnik-Verfahren bewerten? (Foto: CCO, Pixabay)

Ein Gremium des EU-Parlaments hat einen Bericht zu neuen gentechnischen Verfahren (NGT) vorgelegt. Präsentiert wird er als tiefschürfende Analyse mit dem Logo des Parlaments. Verfasst haben den Bericht zwei bekannte NGT-Befürworter, entsprechend einseitig ist die Darstellung. Dennoch enthält das Papier einige interessante Ausführungen, etwa zum Thema Nachweisbarkeit.

Der Bericht „Genom-editierte Nutzpflanzen und die Herausforderungen des Ernährungssystems im 21. Jahrhundert“ beschreibt den Nachweis von NGT-Eingriffen ins Erbgut als sehr schwierig, aber machbar. Dies erfordere die Entwicklung robuster Nachweismethoden, um die Rückverfolgbarkeit – auch im Hinblick auf Patentstreitigkeiten – zu sichern. Würden NGT-Pflanzen unentdeckt in zertifizierte Lebensmittel gelangen, die keine GVO enthalten dürfen, könnte dies „die Wahlfreiheit der Verbraucher und die gesellschaftliche Akzeptanz der Technologie beeinträchtigen“.

Die EU-Kommission hat mehrfach versichert, dass sie bei ihren Deregulierungsplänen Wahlfreiheit und Koexistenz gewährleisten will. Zuletzt hatte dies Klaus Berend, Geschäftsführender Direktor der EU-Generaldirektion Gesundheit, auf einer Web-Diskussion von Europe Calling betont. Gleichzeitig machte eine Anhörung im Europaparlament im April deutlich, dass die EU-Kommission bisher kein Engagement gezeigt hat, robuste Nachweismethoden für NGT zu entwickeln – obwohl dies aus Sicht der befragten Experten möglich wäre. Es sei eine Frage des politischen Willens, betonten im April die Abgeordneten, die die Anhörung initiiert hatten. Womöglich fördert es den Willen der Kommission, dass in dem jetzt vorgestellten Bericht zwei ausgewiesene NGT-Befürworter robuste Nachweismethoden empfehlen.

Verfasst haben den Bericht René Custers und Oana Dima. Custers arbeitet laut seinem Linkedin-Eintrag am Vlaams Instituut voor Biotechnologie (VIB) als Regulatory & Responsible Research Manager und führt nebenbei die Geschäfte der European BioSafety Association. Oana Dima arbeitet laut Linkedin am VIB als Science Policy Manager und betreut das Netzwerk European Sustainable Agriculture through Genome Editing (EU-SAGE). Bestellt beim VIB hatte den Bericht das Panel for the Future of Science and Technology (STOA). Es ist ein offizielles Gremium des Europäischen Parlaments und mit 25 Abgeordneten aus unterschiedlichen Auschüssen besetzt. Seine Aufgabe ist es, die Auswirkungen neuer Technologien sachkundig und unabhängig zu bewerten und daraus Empfehlungen für das Parlament abzuleiten. Beim Thema NGT fiel STOA bereits im April 2021 als wenig ausgewogen auf. Damals organisierte das Gremium eine Anhörung über neue Gentechnikverfahren bei Pflanzen, die deutlich kritisiert wurde, da das Podium einseitig mit Befürwortern besetzt war.

Auch der jetzt bestellte Bericht ist einseitig und erzählt die bekannte Geschichte: Gegen Krankheiten, Schädlinge oder Trockenstress resistente NGT-Pflanzen könnten die Landwirtschaft nachhaltiger machen. Zudem ließen sich mit Crispr/Cas solche Pflanzen schneller entwickeln als mit herkömmlicher Züchtung. Dass die Forschungspipelines kaum marktfähige Pflanzen enthalten, begründen die Autoren des Berichts mit „regulatorischen Unsicherheiten in mehreren Ländern“ und damit, dass Crispr/Cas eine neue Entdeckung sei. Doch sei zu erwarten „dass in Zukunft viele weitere Anwendungen auftauchen und schließlich auf den Markt kommen werden“. Dass Eingriffe mit Crispr/Cas zu ungewollten Nebenwirkungen führen, räumt der Bericht ein. Diese ließen sich durch das Design des Eingriffes verringern. Zudem würde, behaupten die Autoren, konventionelle Züchtung in jeder Pflanzengeneration zu weitaus mehr spontanen Mutationen führen. [lf]

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