11.01.2022 |

China will Gentech-Mais anbauen

China Fleisch In China steigt der Fleischkonsum rasant - dafür sind enorme Mengen Futtermittel nötig, auch aus Gentechnik-Produktion (Foto: Chelsea Marie Hicks / www.flickr.com/photos/seafaringwoman/6635085253/, CC BY 2.0)

Bisher beschränkte sich der kommerzielle Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in China auf Baumwolle und Pappeln. Nun will die Regierung drei Sorten Gentech-Mais für den Anbau zulassen. Beobachter erwarten weitere Zulassungen für Mais und Soja. Sie sollen die Ernährung der Chinesen sichern und das Land unabhängiger von Importen machen. Gleichzeitig forscht China intensiv mit neuen gentechnischen Verfahren.

Die Nachrichtenagentur Reuters meldete Ende 2021, dass das chinesische Landwirtschaftsministerium drei gentechnisch veränderten Maissorten die Zulassung für den Anbau erteilen will. Die Unterlagen dafür lägen bis 17. Januar zur Kommentierung aus. Weitere Zulassungen seien geplant. Bei den drei Sorten handelt es sich um herbizid- und insektenresistenten Mais, der von chinesischen Unternehmen entwickelt wurde. Es sei noch unklar, wann die neuen Sorten für einen Markteintritt bereit stünden, schrieb Reuters.
Bereits Mitte November hatte das Ministerium neue Regeln veröffentlicht, um solche Zulassungsverfahren zu vereinfachen. Dies zeige den Saatgutherstellern einen klaren Weg für die Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen auf, schrieb Reuters damals. Durch die vorgeschlagenen Änderungen könnten bereits auf ihre Sicherheit hin überprüfte gentechnisch veränderte Merkmale, die von chinesischen Unternehmen entwickelt wurden, in einem Jahr marktreif sein.

Die chinesische Global Times berichtete im Dezember, dass Ende des Jahres oder Anfang 2022 eine weitere Serie von Sicherheitszertifikaten für gentechnisch verändertes Saatgut ausgestellt würde. Dies wäre eine Voraussetzung für weitere Zulassungen, vor allem von Mais und Soja-Sorten. Zudem habe die Regierung ein überarbeitetes Saatgutgesetz verabschiedet, das am 1. März 2022 in Kraft treten werde. Es solle den Schutz der Rechte des geistigen Eigentums stärken, schrieb Global Times. Offensichtlich hat die chinesische Regierung erkannt, dass solche Regelungen notwendig sind, damit chinesische Biotech-Unternehmen zu den großen Gentechnikkonzernen aufschließen können.

Bereits seit Jahren investiert China stark in gentechnische Pflanzenforschung. Doch bisher hielt sich die Regierung beim Anbau zurück. Gleichzeitig importierte sie große Mengen an gentechnisch verändertem Mais und Soja als Futtermittel für die riesigen Schweine- und Hühnerbestände des Landes. Beobachter vermuten, dass der nun offensichtliche Kurswechsel vor allem dazu dient, die Ernährung der 1,4 Milliarden Chinesen sicherzustellen. Bereits im vergangenen Jahr hatte China große Maismengen aufgekauft und gleichzeitig Büros geschlossen, die Markt- und Anbauzahlen aus China veröffentlichten. „Verschleiert China das wahre Ausmaß seiner Rohstoffknappheit?“, fragte damals agrarheute.com.

Die Hongkonger South China Morning Post berichtete, dass Chinas oberste Führung das Saatgut und den Ertrag pro Einheit verbessern wolle, um die heimische Getreideversorgung zu sichern und die Selbstversorgung zu stärken. China sei der weltweit größte Abnehmer von Agrarerzeugnissen, von Sojabohnen und Mais bis hin zu Raps und Palmöl. „Die Anfälligkeit des Landes ist angesichts der Handelsspannungen mit wichtigen Lieferanten wie den USA und des weltweiten Anstiegs der Agrarrohstoffpreise deutlich geworden“, analysierte die Zeitung. Agrarheute.com wies in seiner Analyse darauf hin, dass Staatspräsident Xi Jinping bei einer Agrarkonferenz persönlich die herausragende strategische Bedeutung eines gesicherten Angebots an Lebensmitteln betont habe.

Die nun anstehenden Anbauzulassungen beschränken sich anscheinend noch auf Sorten, die mit alter Gentechnik hergestellt wurden. Doch auch bei neuen gentechnischen Verfahren ist China Weltspitze. Rund 75 Prozent der weltweiten Patente für Genome Editing in der Landwirtschaft kämen aus China, zitierte die Zeitschrift Fortune Erik Fyrwald, Vorstand des Gentechnikkonzerns Syngenta, der dem chinesischen Staatsunternehmen ChemChina gehört. „China ist nicht nur ein Akteur in diesem Bereich, sondern hat sich zu einem klaren Marktführer entwickelt“, sagte Frywald laut Fortune. (lf)

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