23.08.2019 |

Baden-Württemberg: 25 Prozent Gentech-Soja in Lebensmittelproben

Soja Schrot Öl Sojabohnen, -Schrot und -Öl. Hier auf dem Foto aus den USA, also zu 90% Gentechnik (Foto: United Soybean Board / flickr, creativecommons.org/licenses/by/2.0)

Bei ihren jährlichen Prüfungen haben die Behörden in Baden-Württemberg 2018 in jedem vierten konventionellen Sojalebensmittel gentechnische Verunreinigungen gefunden. Da es sich um kleine Mengen zugelassener Gentech-Pflanzen unterhalb des Grenzwertes handelte, müssen die Produkte jedoch nicht gekennzeichnet oder vom Markt genommen werden, teilte das Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz auf Anfrage des Infodiensts mit. Bioprodukte schnitten wie meist überdurchschnittlich gut ab.

Von 83 getesteten konventionellen Sojaprodukten enthielten 21 genmanipulierte Soja, in zwei Fällen deutlich mehr als 0,1 Prozent. Der Grenzwert, ab dem die gentechnisch veränderten Komponenten auf der Zutatenliste angegeben werden müssen, liegt allerdings erst bei 0,9 Prozent.
Bei Bio-Soja waren nur neun von 104 Proben verunreinigt: Laut Ministerium enthielten die Produkte nur „minimale Spuren“ von weniger als 0,05 Prozent Gentech-Soja. Dieser Anteil von knapp neun Prozent verunreinigter Bio-Proben im Jahr 2018 ist vergleichsweise niedrig. In den Jahren 2013 bis 2015 weist die Zahlenreihe des Ministeriums Anteile von 23 und 24 Prozent verunreinigter Proben aus. Beim spritzmittelbehandelten Soja ist der Anteil in den vergangenen beiden Jahren angestiegen, war aber früher noch höher: Von 2008 bis 2015 gab es fünf Jahre, in denen 35 bis 43 Prozent der Proben mit genmanipuliertem Soja verunreinigt waren.

Viel besser ist das Ergebnis bei Maisprodukten wie Popcornmais und Taco-Chips: Noch nie in den vergangenen zwölf Jahren enthielten hier Bio-Produkte genmanipulierten Mais. Allerdings wurden 2018 nur zehn Öko-Produkte untersucht. Bei den 81 anderen überprüften Maisprodukten fand das Labor in zwei Chips-Proben die Maislinie MON810 des Saatgutkonzerns Monsanto, der heute zu Bayer gehört. In einem Fall lag der Gentech-Anteil bei 0,44 Prozent. Perfekt ist das Untersuchungsergebnis beim Honig: Alle 51 untersuchten Produkte, davon sieben Öko-Honige, waren sauber. 2017 waren noch sieben Honige aus dem Ausland verunreinigt.

Alle Produkte, bei denen Verunreinigungen festgestellt wurden, seien legal, teilt das Ministerium auf Anfrage des Informationsdiensts Gentechnik mit: „Nachgewiesen wurden jeweils Verunreinigungen durch in der EU für Lebensmittel zugelassene gentechnisch veränderte Soja- bzw. Maisevents. Für derartige gentechnisch veränderte Pflanzen gilt in der EU eine Bagatellgrenze von 0,9%, und zwar sowohl für Bio- als auch für konventionelle Erzeugnisse.“ Bei Werten unterhalb der Bagatellgrenze müsse auch keine Kennzeichnung erfolgen.

Die verunreinigte Soja kam laut Ministerium ausschließlich aus dem Ausland: „Heimisches Soja wird in Baden-Württemberg in einem bundesweit einzigartigen Programm durch die Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung regelmäßig unmittelbar nach der Ernte auf gentechnische Veränderungen untersucht. Die Stichproben aus 2018 zeigten dabei keine Auffälligkeiten.“
Ein Fazit des Ministeriums zum aktuellen Bericht lautet: „Generell sind gentechnische Veränderungen bei Bio-Lebensmitteln sehr selten nachweisbar. Bei den Untersuchungen in den vergangenen 17 Jahren wurden niemals GV-Anteile über 0,1 Prozent festgestellt.“ Das „Ökomonitoring“ ist laut Ministerium in der Europäischen Union einzigartig und wird seit 17 Jahren durchgeführt. Der Fokus liegt auf Bio-Lebensmitteln, aber zum Vergleich werden auch Lebensmittel aus der chemiegestützten Landwirtschaft untersucht – auch aus dem Ausland.

Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft sieht die Qualitätssicherung der ökologisch produzierenden Firmen bestätigt. „Die Untersuchung zeigt, dass es wenig Beanstandungen bei Importware gibt“, hob eine Sprecherin auf Anfrage hervor. „Erzählungen der Industrie, man könne die Warenströme hier nicht kontrollieren, beziehungsweise trennen, stimmen also nicht.“ Der Branchenverband betonte aber auch die Verantwortung der konventionellen Landwirte und der Politik: „Die gesetzlichen Regeln müssen sicherstellen, dass diejenigen, die Gentechnik einsetzen, auch dafür sorgen, dass ihre Produkte nicht in die Umwelt oder in die Lebensmittelkette gelangen. Alles, was Gentechnik ist, muss auch weiterhin als Gentechnik reguliert werden. Das stellt sicher, dass Gentechnik-Produkte sicherheitsbewertet und gelabelt werden müssen, und dass es bei Lebensmitteln Klarheit und Wahrheit gibt.“ [rhu]

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