23.08.2019 |

Baden-Württemberg: 25 Prozent Gentech-Soja in Lebensmittelproben

Soja Schrot Öl Sojabohnen, -Schrot und -Öl. Hier auf dem Foto aus den USA, also zu 90% Gentechnik (Foto: United Soybean Board / flickr, creativecommons.org/licenses/by/2.0)

Bei ihren jährlichen Prüfungen haben die Behörden in Baden-Württemberg 2018 in jedem vierten konventionellen Sojalebensmittel gentechnische Verunreinigungen gefunden. Da es sich um kleine Mengen zugelassener Gentech-Pflanzen unterhalb des Grenzwertes handelte, müssen die Produkte jedoch nicht gekennzeichnet oder vom Markt genommen werden, teilte das Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz auf Anfrage des Infodiensts mit. Bioprodukte schnitten wie meist überdurchschnittlich gut ab.

Von 83 getesteten konventionellen Sojaprodukten enthielten 21 genmanipulierte Soja, in zwei Fällen deutlich mehr als 0,1 Prozent. Der Grenzwert, ab dem die gentechnisch veränderten Komponenten auf der Zutatenliste angegeben werden müssen, liegt allerdings erst bei 0,9 Prozent.
Bei Bio-Soja waren nur neun von 104 Proben verunreinigt: Laut Ministerium enthielten die Produkte nur „minimale Spuren“ von weniger als 0,05 Prozent Gentech-Soja. Dieser Anteil von knapp neun Prozent verunreinigter Bio-Proben im Jahr 2018 ist vergleichsweise niedrig. In den Jahren 2013 bis 2015 weist die Zahlenreihe des Ministeriums Anteile von 23 und 24 Prozent verunreinigter Proben aus. Beim spritzmittelbehandelten Soja ist der Anteil in den vergangenen beiden Jahren angestiegen, war aber früher noch höher: Von 2008 bis 2015 gab es fünf Jahre, in denen 35 bis 43 Prozent der Proben mit genmanipuliertem Soja verunreinigt waren.

Viel besser ist das Ergebnis bei Maisprodukten wie Popcornmais und Taco-Chips: Noch nie in den vergangenen zwölf Jahren enthielten hier Bio-Produkte genmanipulierten Mais. Allerdings wurden 2018 nur zehn Öko-Produkte untersucht. Bei den 81 anderen überprüften Maisprodukten fand das Labor in zwei Chips-Proben die Maislinie MON810 des Saatgutkonzerns Monsanto, der heute zu Bayer gehört. In einem Fall lag der Gentech-Anteil bei 0,44 Prozent. Perfekt ist das Untersuchungsergebnis beim Honig: Alle 51 untersuchten Produkte, davon sieben Öko-Honige, waren sauber. 2017 waren noch sieben Honige aus dem Ausland verunreinigt.

Alle Produkte, bei denen Verunreinigungen festgestellt wurden, seien legal, teilt das Ministerium auf Anfrage des Informationsdiensts Gentechnik mit: „Nachgewiesen wurden jeweils Verunreinigungen durch in der EU für Lebensmittel zugelassene gentechnisch veränderte Soja- bzw. Maisevents. Für derartige gentechnisch veränderte Pflanzen gilt in der EU eine Bagatellgrenze von 0,9%, und zwar sowohl für Bio- als auch für konventionelle Erzeugnisse.“ Bei Werten unterhalb der Bagatellgrenze müsse auch keine Kennzeichnung erfolgen.

Die verunreinigte Soja kam laut Ministerium ausschließlich aus dem Ausland: „Heimisches Soja wird in Baden-Württemberg in einem bundesweit einzigartigen Programm durch die Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung regelmäßig unmittelbar nach der Ernte auf gentechnische Veränderungen untersucht. Die Stichproben aus 2018 zeigten dabei keine Auffälligkeiten.“
Ein Fazit des Ministeriums zum aktuellen Bericht lautet: „Generell sind gentechnische Veränderungen bei Bio-Lebensmitteln sehr selten nachweisbar. Bei den Untersuchungen in den vergangenen 17 Jahren wurden niemals GV-Anteile über 0,1 Prozent festgestellt.“ Das „Ökomonitoring“ ist laut Ministerium in der Europäischen Union einzigartig und wird seit 17 Jahren durchgeführt. Der Fokus liegt auf Bio-Lebensmitteln, aber zum Vergleich werden auch Lebensmittel aus der chemiegestützten Landwirtschaft untersucht – auch aus dem Ausland.

Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft sieht die Qualitätssicherung der ökologisch produzierenden Firmen bestätigt. „Die Untersuchung zeigt, dass es wenig Beanstandungen bei Importware gibt“, hob eine Sprecherin auf Anfrage hervor. „Erzählungen der Industrie, man könne die Warenströme hier nicht kontrollieren, beziehungsweise trennen, stimmen also nicht.“ Der Branchenverband betonte aber auch die Verantwortung der konventionellen Landwirte und der Politik: „Die gesetzlichen Regeln müssen sicherstellen, dass diejenigen, die Gentechnik einsetzen, auch dafür sorgen, dass ihre Produkte nicht in die Umwelt oder in die Lebensmittelkette gelangen. Alles, was Gentechnik ist, muss auch weiterhin als Gentechnik reguliert werden. Das stellt sicher, dass Gentechnik-Produkte sicherheitsbewertet und gelabelt werden müssen, und dass es bei Lebensmitteln Klarheit und Wahrheit gibt.“ [rhu]

21.03.2018 |

Baden-Württemberg: Ohne Gentechnik gegen die Tigermücke

Dengue Fieber Mücke Aedes aegypti - die Tigermücke gilt als Hauptüberträger des Dengue-Fiebers. Foto by James Gathany (PHIL, CDC) [Public domain], via Wikimedia Commons

Seit einigen Jahren breitet sich die Asiatische Tigermücke in Baden-Württemberg aus. Das Bundesland will die dauerhafte Ansiedlung verhindern und dazu sterile Mückenmännchen aussetzen. Das funktioniert auch ohne Gentechnik.

Vor zehn Jahren tauchten die ersten Exemplare der Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus) im wärmer gewordenen Deutschland auf. Inzwischen sind einige Populationen sesshaft geworden, etwa in Freiburg, Heidelberg oder Karlsruhe. Die Tigermücke kann tropische Krankheiten wie Gelbfieber oder Denguefieber übertragen – wenn sie zuvor einen Kranken gestochen hat. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist in Deutschland zwar äußerst gering, dennoch wollen die betroffenen Städte vorsorglich verhindern, dass sich die aggressive Mückenart dauerhaft etabliert.

Helfen sollen dabei sterile Moskitomännchen, die freigesetzt werden, sich paaren und dabei keinen Nachwuchs zeugen. Anders als bei ähnlichen Konzepten in Brasilien verwenden die Behörden dabei keine gentechnisch veränderten Tiere. Sterilisiert werden die verpuppten Männchen bevor sie schlüpfen durch Gammastrahlen. Ein Unternehmen in Bologna hat sich darauf spezialisiert. Nach ersten Versuchen in Heidelberg sollen die sterilen Mücken nun auch in anderen Städten Baden-Württembergs eingesetzt werden. Die Methode eignet sich vor allem für überschaubare Populationen, die sich auf kleine Gebiete beschränken. Hier zeigen schon wenige Tausend freigesetzte Männchen Wirkung.

Bisher bekämpfen die Kommunen entlang des Oberrheins Tigermücken und heimische Stechmücken mit dem Insektizid Bti. Dessen Wirkstoff wird von dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis israelensis hergestellt und wirkt spezifisch nur auf Mückenlarven, insbesondere von Stech- und Kriebelmücken.

Die Sterilisation mit Gammastrahlen ist nicht die einzige gentechnikfreie Methode um die Fortpflanzung von Steckmücken zu unterbinden. Die kalifornische Stadt Fresno bekämpft die ägyptische Tigermücke, indem sie Mückenmännchen freisetzt, die mit einem Bakterium infiziert wurden. Es sorgt dafür, dass sich nach der Paarung im Weibchen keine Eier mit lebensfähigen Larven bilden. [lf]

06.11.2017 |

Molkerei verbietet ihren Lieferanten Totalherbizide wie Glyphosat

Bergbauern-Milch Bild Bergbauern-Milch der Milchwerke Berchtesgardener Land ab sofort auch Glyphosat-frei. Bild: Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG

Die Molkerei Berchtesgadener Land im südostbayerischen Piding hat ihren Landwirten verboten, Glyphosat einzusetzen. Sie ist bundesweit die erste große Molkerei, die ihren Lieferanten eine solche Auflage macht.

Der Anlass für die Entscheidung war die Beschwerde eines Verbrauchers, der eine mit Glyphosat behandelte Futterwiese entdeckt und festgestellt hatte, dass diese einem Lieferanten der Mokerei gehörte. Diese reagierte schnell auf entsprechende Medienberichte: Vorstand und Geschäftsführung der als Genossenschaft organisierten Molkerei schlugen ein Glyphosatverbot vor. Der Aufsichtsrat nahm den Vorschlag einstimmig an. Mit sofortiger Wirkung verbietet die Molkerei ihren Lieferanten „die Anwendung jeglicher Totalherbizide in der Grünland- und Ackerbaubehandlung“. Das Verbot soll umgehend in die Lieferbedingungen aufgenommen und die Einhaltung extern kontrolliert werden.

„Es gibt in unserem Milcheinzugsgebiet keine Notwendigkeit, ein Totalherbizid einzusetzen, dessen wissenschaftliche Bewertung hinsichtlich Auswirkungen auf Mensch und Umwelt kontrovers ist“, begründete Geschäftsführer Bernhard Pointner die Entscheidung der Molkerei. Er ist sich sicher, dass sie von den Genossen, also den anliefernden Landwirten, mitgetragen wird: „Unsere Landwirte wissen als Unternehmer genau, dass ihr Milchgeld vom Endverbraucher kommt. Und was der Endverbraucher von Glyphosat hält, brauchen wir niemandem von unseren Mitgliedern erklären“, sagte Pointner gegenüber der taz. Er forderte die deutsche Politik auf „sich endlich für ein schnelles Glyphosatverbot stark zu machen.“ Dazu hat sie am 9. November Gelegenheit, wenn in der EU die nächste Abstimmung ansteht, ob und für wie lange Glyphosat noch einmal zugelassen wird.

Kritische Anmerkungen zu dem Verbot kamen vom Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM). Dessen Pressesprecher Hans Foldenauer sprach gegenüber dem Traunsteiner Tagblatt von einem „Einschnitt in die noch gesetzlich zugelassene Bewirtschaftungspraxis“ und befürchtete Wettbewerbsnachteile „in Form eines höheren Bewirtschaftungsaufwands“. Er ging auch davon aus, dass andere Molkereiunternehmen dem Beispiel folgen werden: „Ähnlich ist es mit der Vorgabe, seine Tiere mit gentechnisch freien Futtermitteln zu füttern, gelaufen“.

Die Berchtesgadener Molkerei verarbeitet die Milch von 1.800 Landwirten zwischen Watzmann und Zugspitze. 500 von ihnen sind Bio-Bauern und wenden sowieso keine Herbizide an. 1.300 wirtschaften konventionell und durften bisher Glyphosat und andere Totalherbizide spritzen. Ihre Milch vertreibt die Molkerei unter der Marke „Bergbauernmilch“. Das Unternehmen sieht sich selbst „konsequent auf dem Weg, sein Wirtschaften an den Leitplanken der Nachhaltigkeit auszurichten.“ Die konventionellen Landwirte setzen seit 2010 keine gentechnisch veränderten Futtermittel mehr ein. Die Molkerei macht sich für Homöopathie im Kuhstall stark und zahlt den Erzeugern mit die höchsten Milchpreise bundesweit. Für dieses Engagement wurde sie als mittelgroßes Unternehmen für den 10. Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert, der im Dezember verliehen wird. [lf]

02.08.2017 |

Bayern: Immer mehr Milch ohne Gentechnik

Ohne Gentechnik Milch Das Ohne Gentechnik-Siegel auf einer Milchpackung (Foto: Simone Knorr)

Die bayerischen Molkereien haben 2016 rund drei Millionen Tonnen konventionelle Milch mit Ohne Gentechnik-Kennzeichnung erfasst, ein Drittel mehr als im Vorjahr. Hinzu kamen noch 473.000 Tonnen Bio-Milch, die ebenfalls ohne Gentechnik hergestellt wird. Hier stieg die erfasste Menge 2016 um über zehn Prozent an. Insgesamt lieferten Bayerns Bauern also 3,5 Millionen Tonnen Milch ohne Gentechnik (oGT), was fast 40 Prozent der gesamten im letzten Jahr erfassten Milchmenge entsprach. Das teilte das bayerische Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte (IEM) mit.

Auch für 2017 prognostiziert das Institut ein weiteres starkes Wachstum. Es hat von Mitte April bis Mitte Mai 2017 die Molkereien befragt, wie sie die Entwicklung für das laufende Jahr einschätzen. „Für das Jahr 2017 haben weitere Unternehmen angekündigt, die Erfassung von Milch oGT auszuweiten bzw. komplett darauf umzustellen. Damit könnte nach unseren Berechnungen der Anteil von Milch oGT (konv.) zum Ende des Jahres 2017 auf bis zu 55 % steigen“. Laut IEM sind es nicht nur die Forderungen des Handels, die das Wachstum antreiben. Manche Molkereien würden aus Kostengründen die Erfassung vollständig auf Ohne Gentechnik-Milch umstellen, selbst wenn sie noch nicht die gesamte Milchmenge entsprechend vermarkten könnten.

Mit Blick auf die Preisgestaltung im Handel warnt die IEM vor dem Risiko, „dass mit ihrer flächendeckenden Einführung oGT-Milch und Milchprodukte zum Standard erhoben werden, der keine zusätzliche Wertschöpfung generiert und das übrige konventionelle Sortiment diskriminiert.“ Im Klartext: Statt für gentechnikfreie Milch mehr zu bezahlen, könnten die Handelskonzerne den Preis für Milch drücken, für deren Erzeugung gentechnisch veränderte Futtermittel verwendet wurden. Die IEM betont deshalb, dass ein Landwirt, der auf die Erzeugung von Ohne-Gentechnik Milch umstellt, nicht nur die höheren Kosten der alternativen Fütterung tragen muss. Auch der zusätzliche Dokumentations- und Kontrollaufwand sowie die „Anpassungen betrieblicher Abläufe z.B. für Investitionen in Futterlager“ verursachen Ausgaben. Alexander Hissting, Geschäftsführer des Verbandes Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) plädiert mit Blick auf die Handelsketten für faire Erzeugerpreise: „Ohne Gentechnik auf freiwilliger Basis kann nur funktionieren, wenn die Erzeuger einen fairen Preis bekommen, der ihre zusätzlichen Aufwendungen deckt und der Qualität der Produkte gerecht wird.“

Derzeit zahlen die Molkereien unterschiedlich für Ohne-Gentechnik Milch. „Während in der Spitze bis zu 1,5 Cent Zuschlag pro Kilogramm bezahlt wird, zahlen einige Molkereien keinen Zuschlag, da dieser bereits im Grundpreis enthalten ist“, schreiben die IEM-Mitarbeiter. Mit der zunehmenden Verbreitung von Milch ohne Gentechnik sieht die IEM ein weiteres Thema auftauchen: Wie können die Betriebe über eine gezielte Vermarktung von Ohne Gentechnik - Rindfleisch zusätzlich Geld verdienen?

Der Bericht „Qualitätstrends in der bayerischen Milchwirtschaft mit neuer Dynamik“ des IEM wird zunächst in der Zeitschrift "Die Milchwirtschaft" erscheinen und später über die Webseite der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, zu der das IEM gehört, abrufbar sein. [lf]

22.08.2016 |

Bayern: bald Hälfte der Milch gentechnikfrei?

Milch Lidl Milch aus gentechnik-freier Fütterung (Foto: obs/LIDL)

Knapp 2,66 Millionen Tonnen Milch ohne Gentechnik wurden 2015 bei den bayerischen Molkereien angeliefert. Davon waren 429.000 Tonnen Biomilch, die generell gentechnikfrei produziert wird. Das ermittelte das bayerische Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte (IEM). Damit wurde 2015 ein Drittel der insgesamt 8,67 Millionen Tonnen bayerischer Milch mit gentechnikfreiem Futter produziert. Das IEM schätzt, dass es 2017 schon die Hälfte sein könnte.

„Damit sind wir in Bayern schon am weitesten“, meint Hans-Jürgen Seufferlein, Geschäftsführer des Verbandes der Milcherzeuger Bayern. Und das sei nur die statistisch erfasste Milch. Seufferlein geht davon aus, dass der Anteil tatsächlich noch höher ist. Mit 2,23 Millionen Tonnen hat sich die Menge der konventionell erzeugten Milch ohne Gentechnik seit 2011 verdreifacht. In die Mengen fließt auch Milch mit ein, die von außerhalb angeliefert wurde – etwa aus Baden-Württemberg.

Der Trend zur gentechnikfreien Milch wird von den Kunden bestimmt. Um ihre Wünsche zu erfüllen, stellen immer mehr Lebensmitteleinzelhändler ihr Milchangebot um – vor allem bei den Eigenmarken. Käse und andere Milchprodukte sollen folgen. Diesen Nachfragedruck geben die Molkereien, die zunehmend nur noch Milch ohne Gentechnik abnehmen werden, an die Landwirte weiter, so das IEM. Bis 2017 werden voraussichtlich viele weitere Milchbauern in Bayern auf gentechnikfreie Fütterung umstellen, erwarten die Experten.

Denn das ist Voraussetzung, damit sie ihre Milch als gentechnikfrei verkaufen können. Dabei können sowohl heimische Hülsenfrüchte als auch gentechnikfreies Soja aus Übersee verfüttert werden. Hier hat sich der Standard, den der „Verband Lebensmittel ohne Gentechnik“ im Auftrag der Bundesregierung für das Siegel „Ohne Gentechnik“ erarbeitet hat, inzwischen etabliert. Ob der Bauer dafür mehr Geld bekommt, hängt von der Molkerei ab: Manche zahlen Zuschläge bis 1,5 Cent pro Kilogramm Milch, manche gar keine. Aktuell bekommt der Landwirt für konventionell erzeugte Milch nur noch knapp 26 Cent pro Kilogramm. Der Biomilchpreis liegt dagegen bei 47,7 Cent pro Kilo (jeweils bei vier Prozent Fett und 3,4 Prozent Eiweiß, Zahlen vom Mai). [vef]

15.08.2016 |

Gentechnikfreies Futter: mehr Geld für Niedersachsens Bauern

Bohne Leguminosen Ackerbohne, vicia faba (Foto: Rasbak / wikipedia.org, GNU Free Documentation License, version 1.2)

Die Anbaufläche für gentechnikfreie Hülsenfrüchte in Niedersachsen konnte seit 2014 mehr als verdoppelt werden, von 0,5 auf etwa 1,3 Prozent der Ackerfläche. Dies sei das Ergebnis eines entsprechenden Förderprojekts, teilte die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Niedersachsen (AbL) auf Anfrage mit. Jetzt soll ein weiteres Projekt dafür sorgen, dass die Erzeugnisse von Tieren, die mit diesen Eiweißpflanzen gefüttert wurden, besser vermarktet werden können.

Der neue Projektpartner, die Norddeutsche Vereinigung der Direktvermarkter (VND), hat dafür eine Koordinierungsstelle eingerichtet. Neben besseren Absatzwegen soll sie ein Label entwickeln, an dem diese Erzeugnisse mit heimischem Eiweißpflanzenfutter für den Verbraucher zu erkennen sind. Das Land Niedersachsen fördert dieses Vermarktungsprojekt, das bis 2019 laufen soll, mit 119.000 Euro.

Unter welchen Voraussetzungen dieses Label genau vergeben werden soll, wird offenbar noch diskutiert. Laut Agrarministerium sollten die Tiere mit regionalen, gentechnikfreien Pflanzen gefüttert werden. Anders als bei der bereits bestehenden bundeseinheitlichen Kennzeichnung „Ohne Gentechnik“ dürfe kein Soja aus Übersee verfüttert werden. „Ein Verbot von Übersee-Soja ist bisher nicht beschlossen worden“, sagt dagegen VND-Vorsitzender Eberhard Prunzel-Ulrich. „Wir wollen gerade für die Kollegen der konventionellen Landwirtschaft die Einstiegshürden so niedrig wie möglich halten.“

Die Vermarktungsinitiative baut auf dem dreijährigen Ursprungsprojekt „Eiweißfutter aus Niedersachsen“ auf, das die AbL in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Ökolandbau seit 2014 in Niedersachsen durchführt. Es wird vom Land Niedersachsen mit fast 520.000 Euro unterstützt. Hintergrund des Eiweißprojekts ist eine Änderung der EU-Förderpolitik, wonach drei Prozent der Ackerfläche seit 2015 als ökologische Vorrangfläche genutzt werden müssen. „Das kann der Landwirt erfüllen, indem er Leguminosen (Hülsenfrüchte Anm.d.Red.) anbaut“, erklärt Projektleiter Eberhard Prunzel-Ulrich, der auch Vize-Vorsitzender der AbL Niedersachsen ist.

Das Problem: „Viele Landwirte wussten gar nicht mehr, wie das geht“, so Prunzel-Ulrich. Die nötige Fachkenntnis liefert bereits seit 2014 das Projekt „Eiweißfutter aus Niedersachsen“. Inzwischen hat sich nicht nur die Anbaufläche vergrößert, sondern auch der Nutzen für die Landwirte. „Mit dem richtigen Know How rechnet sich der Anbau von Leguminosen“, sagt Prunzel-Ulrich. Es ließen sich gute Erträge erzielen. Außerdem bräuchten die Betriebe weniger Kunstdünger, weniger Pflanzenschutzmittel und müssten weniger Futter zukaufen.

Nur auf den Verbraucherpreis schlägt die gentechnikfreie Produktion bislang kaum durch. Für einen Liter niedersächsische Weidemilch von Kühen, die gentechnikfreies Eiweißfutter bekommen haben, erhalte der Landwirt nur wenige Cent mehr, bedauert Prunzel-Ulrich. Deshalb setzt er jetzt auf das Marketing-Projekt: „Es muss auf dem Etikett stehen, dass ein Produkt aus heimischer Fütterung ist. Sonst zahlt der Verbraucher nicht mehr dafür.“ (vef)

15.02.2016 |

Ba-Wü: Keine Gentechnik-Spuren auf Äckern

Heu Heuernte Traktor Grünland Wer genug Heu für die Kühe hat, braucht keinen Mais von (Gentechnik-) Monokulturen (Foto: Paul Schulze, Humboldt-Universität zu Berlin, creativecommons.org/licenses/by/4.0/)

Auf baden-württembergischen Äckern haben sich letztes Jahr keine gentechnisch veränderten Pflanzen eingeschlichen. Davon geht die zuständige Behörde nach Abschluss aller Kontrollen aus. Alle 124 Stichproben fielen negativ aus.

Die meisten Proben wurden beim Mais genommen, da gentechnisch veränderter Mais aus Übersee als Viehfutter importiert wird und so Verunreinigungen verursacht werden können. Auch beim Soja, das von Bauern im Ländle immer häufiger in gentechnikfreier Qualität angebaut wird, gab es Entwarnung. Keine der 16 Proben enthielt gentechnische Konstrukte. In den Vorjahren waren zumindest vereinzelt Gentech-Spuren von weniger als 0,1 Prozent nachgewiesen worden.

Landwirtschaftsminister Alexander Bonde (Grüne) freute sich über die Ergebnisse. „Wir werden diese Untersuchungen auch in Zukunft intensiv fortsetzen“, so der Minister. Er verwies auch auf die Initiative Baden-Württembergs, Naturschutzgebiete vor Gentechnik zu schützen. Falls künftig doch gentechnische Pflanzen zum Anbau in Deutschland zugelassen werden sollten, dürfen diese nicht in einem drei Kilometer breiten „Schutzgürtel“ um die sensiblen Flächen wachsen. „Wir wollen eine Landwirtschaft, die auf den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen konsequent verzichtet“, so Bonde. Ganz verbieten können die Bundesländer den Anbau nicht – dafür ist Berlin zuständig. [dh]

20.01.2016 |

Hamburg untersagt Glyphosat-Spritzen

Unkraut Straße Unkraut kann von Hand entfernt oder abgeflammt werden - kann aber auch hübsch aussehen (Foto: Beth Jusino / flickr, creativecommons.org/licenses/by-nc/2.0)-+-

Auf öffentlichen Flächen dürfen in Hamburg vorerst keine Unkrautvernichter, die den Wirkstoff Glyphosat enthalten, eingesetzt werden. Bis die Frage, ob Mittel wie „Roundup“ beim Menschen Krebs erregen können, beantwortet ist, will die zuständige Behörde keine Genehmigungen fürs Glyphosat-Spritzen mehr erteilen.

Auch Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen haben den Glyphosat-Einsatz in den Städten untersagt. „Jetzt müssen weitere Bundesländer diesem Beispiel folgen und auch in der Landwirtschaft muss es endlich eine Abkehr von Glyphosat geben“, sagte Paul Schmid vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Hamburg. „Wir brauchen aber nicht nur einen Ausstieg aus Glyphosat, sondern ein Reduktionsprogramm für sämtliche Pestizide.“

Für Pestizidgenehmigungen in der Landwirtschaft ist der Bund zuständig.

26.11.2015 |

Auch beim Soja: Mia san mia

Kuh Bayern Milch Allgäu Nicht alle bayerischen Kühe bekommen Gentechnik-Futter, viele aber schon (Foto: Andreas Metz / flickr, CC BY-NC-SA 2.0)

Bayern importiert weniger Gentechnik-Soja und ersetzt das mit Raps, Erbsen und Bohnen aus der Heimat. Im Vergleich zu 2011 führt der Freistaat für Rinder, Schweine und Hühner fast ein Drittel weniger Soja aus Übersee ein – dort wird fast nur Gentechnik angebaut.

Fachmedien zufolge berichtete Agrarminister Helmut Brunner Parlamentariern, der Anbau von Leguminosen sei allein gegenüber dem Vorjahr um 74 Prozent gestiegen. Diese Pflanzen, beispielsweise Ackerbohnen und Erbsen, aber auch gentechnikfreies Soja aus Bayern und Europa, eignen sich gut als Tierfutter. Ihre Früchte enthalten viel Eiweiß. Zudem speichern die Pflanzen durch Zusammenarbeit mit Bakterien Stickstoff aus der Luft im Boden – ein wichtiger Dünger.

Dennoch: Bayern importiert immer noch mehr als eine halbe Million Tonnen Soja. Diese stammt größtenteils von Gentechnik-Plantagen in Nord- und Südamerika. Nur Brasilien produziert auch große Mengen an gentechnik-freien Sojabohnen, die nach Europa exportiert werden können. In den USA oder Argentinien liegt der Anteil gentechnisch veränderter Sorten bei über 90 Prozent. [dh]

09.09.2015 |

Eigenen Urin auf Glyphosat testen

Urinale Pressefoto Die "Urinale" gegen Glyphosat wird von "Ackergifte? Nein danke!" organisiert.

Die Kampagne „Ackergifte? Nein danke!“ ruft dazu auf, den eigenen Urin auf Rückstände des Unkrautvernichters Glyphosat testen zu lassen. Bislang liegen nur wenige Daten zur Glyphosatbelastung von Verbrauchern vor, die nicht in der Landwirtschaft arbeiten und daher vor allem über die Nahrung in Kontakt mit dem Gift kommen können. Glyphosat wurde dieses Jahr von der Internationalen Krebsforschungsagentur als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft.

Bei einer Reihe von Veranstaltungen – die ersten finden im September in Brandenburg und Berlin statt – verteilt die Kampagne „Urinprobensets“. Diese könnten dann „einfach zu Hause befüllt und anschließend an das mit uns kooperierende Labor eingeschickt werden“. Wer seine eigenen Glyphosatwerte erfahren möchte, muss die beim Labor anfallenden Kosten von 45 Euro übernehmen.

„Eine breite Datenerhebung über Glyphosat im Urin und in der Muttermilch ist längst überfällig“, erklärt Leonie Sontheimer von „Ackergifte? Nein danke!“. „Da die zuständigen Stellen bislang keine Bereitschaft zeigen, aktiv zu werden, müssen wir die Sache eben selbst in die Hand nehmen.“

Glyphosat, der weltweit am meisten eingesetzte Wirkstoff in Herbiziden, wurde vor einigen Monaten als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Diese Entscheidung der Internationalen Krebsforschungsagentur IARC sehen Agrochemie-Konzerne, aber auch Behörden wie das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung allerdings kritisch. In der EU steht eine Entscheidung darüber an, ob Glyphosat weitere zehn Jahre lang eingesetzt werden darf.

Ein Großteil der gentechnisch veränderten Pflanzen, die heute in Ländern wie den USA, Argentinien und Brasilien angebaut werden, sind gegen Glyphosat immun, da ihnen entsprechende DNA eingesetzt wurde. Dadurch können die Felder systematisch und häufig besprüht werden. Auch in der konventionellen Landwirtschaft, unter anderem in Deutschland, wird jedoch viel Glyphosat versprüht. 2012 wurden hierzulande laut Umweltbundesamt circa 6.000 Tonnen eingesetzt. [dh]

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