Fakten zu Roundup und Glyphosat

Produkt und Hersteller

Roundup

  • Roundup ist das weltweit meist verkaufte Breitbandherbizid.
  • Es ist gegen alle ein- sowie zweikeimblättrigen Unkräuter wirksam.

Wirkstoff

  • Glyphosat

Hersteller

  • Monsanto patentierte den Wirkstoff Glyphosat in den 70ern in den USA und brachte ihn 1974 als Pflanzengift Roundup als erstes auf den Markt. Heute ist Monsanto führender Hersteller sowohl von glyphosathaltigen Herbiziden (Roundup) als auch von glyphosatresistenten gentechnisch veränderten Pflanzen (Roundup-Ready-Kulturen).
  • Das Patent ist mittlerweile in den meisten Ländern abgelaufen. 
  • Glyphosathaltige Herbizide werden nun auch von anderen Konzernen hergestellt, wie z.B. Touchdown von Syngenta oder Durango von Dow AgroSciences.
  • 2010 stammte etwa die Hälfte des Angebots aus China.

Einsatz und Anwendung

Weltweiter Einsatz

  • es gibt lediglich Schätzungen: 2010 wurden ca. 1 Million Tonnen Glyphosat verkauft, 2012 laut Transparency Market Research 718.000 Tonnen. Für die nächsten Jahre wird ein starker Anstieg prognostiziert*

Einsatz in Deutschland

  • 2011: 5.359 Tonnen Glyphosat in Landwirtschaft und Kleingärten (laut Bundesregierung)
  • 2012: "knapp" 6.000 Tonnen (Umweltbundesamt)

Umsatz für Monsanto durch Roundup

  • ca. 2. Milliarden US-Dollar (2010)*

Steigende Anwendungstendenz

  • Durch den Anbau gentechnisch veränderter, glyphosatresistenter Roundup-Ready-Kulturen steigt auch der Einsatz glyphosathaltiger Herbizide.
  • Unkräuter entwickeln mit der Zeit eine Resistenz gegen Glyphosat und führt zusätzlich zu
    ständig größeren Menge des Herbizids.

Beispiel USA

  • Der Anteil von Roundup-Ready-Pflanzen am Gesamt-Sojaanbau beträgt 91 % (2009).
  • Der Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft hat sich von 2001 bis 2007 fast verdoppelt auf ca. 82.000 Tonnen.
  • 2013 gab es laut US-Landwirtschaftsministerium auf über 28 Mio. ha Ackerfläche glyphosat-resistente Unkräuter** (zum Vergleich: die deutsche Ackerfläche beträgt "nur" 12 Mio. ha)

Beispiel Argentinien

  • Fast 100 % des gesamten Sojaanbaus auf 19 Mio. ha Land besteht aus gentechnisch veränderter Roundup-Ready-Soja (2010).
  • Glyphosateinsatz: 200 Mio. Liter, d.h. ca. 10 Liter pro Hektar Land (2010).

* Zahlen für 2010 aus DER SPIEGEL  25/2011, für 2012 aus  Sustainable Pulse/Transparency Market Research; bis 2017 erwarten die Marktforscher bei Global Industry Analysts einen  Anstieg des Glyphosat-Markts auf 1,35 Mio Tonnen

** laut  Reuters, 23.07.14

Wirkung und Risiken

Wirkung

  • Glyphosat wird über die grünen Pflanzenteile aufgenommen und führt zum Tod der Pflanze
  • Glyphosat-resistente Pflanzen sterben beim Einsatz von Glyphosat nicht
  • Im Boden adsorbiertes Glyphosat kann die Nährstoffaufnahme bei Kulturpflanzen sowie den glyphosat-resistenten Pflanzen beeinträchtigen, zu höherer Schädlingsanfälligkeit und geringere Erträgen führen.

Abbauprodukt

  • Aminomethyl-Phosphonsäure (AMPA)

Nebenprodukt

  • Tallowamin (POEA):  Netzmittel zur besseren Aufnahme von Glyphosat durch die Pflanzen.
  • Anteil in Roundup: bis zu 15 %.

Halbwertszeiten

  • Glyphosat: 3 - 250 Tage
  • AMPA: 78 –  240 Tage, unter Umständen weit über zwei Jahre

Gesundheitliche Risiken

  • Glyphosat sowie seine Neben- und Abbauprodukten wirken bei direktem Kontakt über Haut oder Atemwege toxisch. Tallowamin erleichtert als Netzmittlel das Eintreten von Glyphosat in pflanzliche Zellen. Damit wird auch der Eintritt in menschliche und tierische Zellen erleichtert, was die Toxizität von Glyphosat erhöht.
  • Glyphosat kann zur Schädigung menschlicher Zellen und Störungen der Embryonalentwicklung bei Wirbeltieren führen. Es gibt Hinweise darauf, dass es in die Hormonbildung eingreift und krebserregend ist.
  • In Regionen Lateinamerikas, in denen großflächig glyphosatresistente Pflanzen angebaut werden und Glyphosat in hohem Ausmaß als Herbizid eingesetzt wird, gibt es eine erhöhte Rate an Fehlgeburten, Fehlbildungen von Neugeborenen und Krebserkrankungen. Dieser Zusammenhang wurde bisher aber nicht wissenschaftlich untersucht.
  • Glyphosat sowie seine Neben- und Abbauprodukte können über verschiedene Wege auf Pflanzen, Tiere und Menschen übertragen werden: z.B. direkte Applikation, Aufnahme über den Boden, Futterquellen und Aufnahme durch die Haut.
  • Durch die Anreicherung in gentechnisch veränderten Sojabohnen, die in großen Mengen als Futtermittel nach Europa importiert werden (ca. 35 Mio. Tonnen), gelangt Glyphosat auch in unsere Nahrungskette.

Umweltrisiken

  • Die negative Wirkung auf die Aufname von Mikronährstoffen führt zu einem höheren Düngereinsatz.
  • Die Vernichtung von Wildkrautflora sowie der Verlust von Nahrungsquellen und Lebensräumen führt zur Reduktion der Biodiversität.
  • Durch den massiven Einsatz von Glyphosat entstehen Resistenzen. Dies führt zu einem noch stärkeren Glyphosateinsatz und der Mischung mit weiteren Herbiziden.
  • Mycorrhiza Pilze, welche die Vitalität vieler Kulturpflanzen positiv beeinflussen, können durch Glyphosat negativ beeinflusst werden: So auch die Knöllchen-Bakterien, die eine entscheidende Rolle bei der Stickstoffversorgung von einigen Kulturpflanzen spielen.
  • Das Autreten von Schadpilzen wird durch Glyphosat begünstigt.
  • Auch direkte Schadeinwirkung von Glyphosat auf das Wurzelsystem sind bekannt.

Zulassung und Grenzwerte

Deutschland

  • In Deutschland sind derzeit 70 glyphosathaltige Mittel zugelassen, 41 davon auch für Haus- und Kleingärten.
  • Das BVL verbietet im Dezember 2011 tallowaminhaltige Zusatzstoffe, aber nicht Fertigprodukte, in denen auch Tallowamine enthalten sind.

Neubewertung

  • Glyphosat hat in der EU im Jahr 2002 eine Zulassung für 10 Jahre erhalten. Die Zulassung basierte ausschließlich auf einer "grauen Liste", d.h. auf Daten, die von der Industrie geliefert wurden
  • Eine Neubewertung steht somit 2012 an, sie soll aber auf 2015 verschoben werden. Durch die Aufschiebung der Zulassung auf 2015 soll der Industrie Zeit für die Erstellung neuer Studien nach wissenschaftlichen Standards eingeräumt werden. Damit bleiben aber glyphosathaltige Mittel weitere 3 Jahre am Markt und spülen Geld in die Kassen der Hersteller. Nach der neuen EU-Pestizidrichtline 1107/2009 ist „graue Literatur“ für die Bewertung nicht mehr zulässig, sondern nur Artikel die gewissen wissenschaftlichen Standards genügen. Von der Industrie gelieferte Daten durchlaufen häufig nicht den "peer-review"-Prozess, der die Voraussetzung für das Erscheinen in einer wissenschaftlichen Zeitschrift ist. In diesem Prozess begutachten andere Wissenschaftler anonym, ob die vorliegende Studie wissenschaftlichen Kritieren standhält.

Herbizidresistente Pflanzen in Europa

  • Bisher ist in der EU der Import und die Verarbeitung glyphosatresistenter GVO-Pflanzen in Futter- und Lebensmitteln erlaubt, jedoch nicht deren Anbau. Das könnte sich aber bald ändern. Es liegen bereits Anträge auf Zulassungen vor, die von der Lebensmittelsicherheitsbehörde der EU-Kommission (EFSA) positiv bewertet wurden. Dabei handelt es sich um verschiedene Pflanzen von Monsanto: H7 Zuckerrüben, Mais MON 88017, Mais NK 603 und Roundup-Ready-Soja.

EU-Grenzwerte

  • EU-Grenzwerte für Glyphosast-Belastung:
    Kulturmg/kg
    Sojabohnen20
    Weizen10
    Erbsen10
    Mais1
    Kartoffeln0,5

    Es gibt zwar EU-weit festgelegte Grenzwerte für Glyphosat, jedoch fehlt es an einem effektiven Kontrollsystem zur Überprüfung der Einhaltung der Grenzwerte, insbesondere bei importierter Soja.

  • Für POE-Tallowamine gibt es keine festgelegten Grenzwerte und so gut wie keine standardisierten Testfverfahren.

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Weitere Informationen

Keine Transparenz + hohes Risiko

Der Bericht von mehreren unabhängigen Wissenschaftlern bestätigt zusammenfassend die Risiken des Einsatzes von Glyphosat. Er hegt harsche Kritik am Prozess der Wiederzulassung und an der intransparenten Informationspolitik gegenüber dem Verbraucher.
 Earth Open Source: Roundup and Birth Defects - Is the public being kept in the dark? Juni 2011

Umweltschäden

In dieser Studie vom Naturschutzbund Deutschland wird vor allem auf die Risiken für die unterschiedlichen Ökosysteme sowie die Resistenzproblematik durch den Einsatz von Glyphosat eingegangen.
 NABU: Glyphosat & Agro-Gentechnik, April 2011

Gesundheitsrisiko

Das Spritzmittel Roundup (Wirkmittel Glyphosat) ruft beim Einatmen Zell- und Erbgutschäden in Mund und Rachen hervor. Vor allem Landwirte sind betroffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Krebsforschung an der Medizinischen Universität Wien.
 Zusammenfassung der Studie (in Englisch), Juli 2012

Gentechnik + Gift

Der Report des Instituts für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie geht speziell auf die Folgen der von gentechnisch veränderten Pflanzen produzierten oder für die Produktion eingesetzten Gifte ein und was das für den Verbraucher bedeuten kann.
 Testbiotech: Vorsicht Giftmischer, April 2011

Gentechnik-Soja + Glyphosat

Der Bericht einer internationalen Wissenschafltergruppe mit Prof. Andres Carrasco, geht detailliert auf die Gefahren des Einsatzes von Gentechnik-Soja und dem Einsatz von Glyphosat ein.

 GMWatch: GM Soy: Sustainable? Responsible? 2010

USA: Steigender Gifteinsatz wegen Gentechnik

Dieser Report analysiert den Zeitraum seit 1996, seitdem in den USA Getnechnik-Pflanzen angebaut werden. Er bestätigt anhand der Daten des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums den stark angestiegenen Verbrauch von Pestiziden, die Ausbreitung von Unkräutern, die gegen Pflanzengifte resistent sind sowie den Anstieg der Pestizid-Rückstände in Lebensmittel.

 Charles Benbrook: Impacts of Genetically Engineered Crops on Pesticide Use: The First Thirteen Years, November 2009

Fakten zu Roundup und Glyphosat