Dossier

Die Kosten der Agro-Gentechnik

Die Gentechnik-Industrie preist stets den gesellschaftlichen Nutzen von Gentechnik-Pflanzen an: Sie böten Landwirten Vorteile und schonen die Umwelt. Jedoch gibt es viele kritische Studien und Recherchen, die das Gegenteil beweisen und zeigen, welchen Schaden die Agro-Gentechnik anrichtet. Nicht nur Landwirten entstehen hohe Kosten für teures Saatgut und Pestizide. Auch die Lebensmittelindustrie und die Steuerzahler müssen Kosten zahlen, die durch Verunreinigungen mit Gentechnik entstehen. Erhebliche Summen werden jährlich dafür aufgebracht, Lebensmittel durch Vorsorge frei von Gentechnik zu halten. Hier zahlen also nicht die Verursacher sondern diejenigen, die die Gentechnik gar nicht wollen.

Kosten durch Anbau und Verunreinigung

Bericht: Wirtschaftlichkeit des Gentech-Anbaus in der Schweiz

Der Bericht der Schweizer Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART zeigt die Mehrkosten auf, die durch den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen entstehen. Demnach sind die Koexistenz-Kosten, die auflaufen, um ein Auskreuzen mit konventionellen Pflanzen zu verhindern, je nach Ackerkultur unterschiedlich. Bericht kommt zu dem Schluss, dass der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen keinen allzu großen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit eines Betriebs hat.
 Agroscope, Mai 2011

Wirtschaftliche Auswirkungen der Gentechnik

Erzeuger gentechnikfreier Waren bleiben auf den Kosten für die Reinhaltung sitzen.
Erzeuger gentechnikfreier Waren bleiben auf den Kosten für die Reinhaltung sitzen.

Der Bericht von Friends of the Earth Europe (FoE) zeigt die versteckten Kosten des Anbaus gentechnisch veränderter Organismen. So müssen Hersteller für die Reinhaltung von konventionellen und Bio-Produkten enorme Ausgaben auf sich nehmen. Die Folgen seien steigende Lebensmittelpreise. Laut EU-Angaben können die Kosten für die Herstellung gentechnikfreier Futter- und Lebensmittel um 13% ansteigen. Die wahren Ausgaben für Warentrennung, Überwachung und Probenahmen sind laut FoE jedoch weitaus höher und übersteigen die vorausgesagten Gewinne der Gentechnik bei weitem. Anlässlich der Diskussion um die Möglichkeit nationaler Anbauverbote in der EU fordert FoE, auch die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen des GVO-Anbaus bei der Zulassung von Gentechnik-Pflanzen zu berücksichtigen. Biotech-Firmen müssten für Schäden aufkommen, die durch Verunreinigungen mit gentechnisch veränderten Pflanzen entstehen.

 FoE: Full economic effects of GM-crops revealed, 14.03.11
 FoE: The socio-economic effects of GMOs, Dezember 2010
 epigen: Die Kosten der Koexistenz

Schadensbericht Gentechnik: Kosten hoch, Nutzen zweifelhaft

Der Auto der Studie, Christoph Then.
Der Auto der Studie, Christoph Then.

Der "Schadensberichts Gentechnik" des Bundes ökologische Lebensmittelwirtschaft stellt Nutzen, Kosten und Schäden der Agro-Gentechnik auf nationaler und internationaler Ebene zusammen: Für Landwirte ist der Nutzen von Gentechnik-Pflanzen zweifelhaft, da eventuell höhere Erträge höheren Saatgutpreisen gegenüberstehen. Vor allem für die Lebensmittelwirtschaft fällt die Bilanz negativ aus. Denn Systeme zur Trennung und Kennzeichnung kosten Geld. Auch die Zulassungsverfahren für Gentech-Pflanzen sind teuer. Der Autor des Schadensberichts Christoph Then (Scouting Biotech) warnt vor der Tendenz, die Kosten für die Risikotechnologie mit immer geringeren Sicherheitsstandards senken zu wollen. Hinzu kommen die erheblichen wirtschaftlichen Schäden durch bereits eingetretene Kontaminationsfälle mit nicht verkehrsfähigen gentechnisch veränderten Saaten. Diese Schäden belaufen sich, soweit bekannt, weltweit bereits auf mehrere Milliarden US Dollar.
 BÖLW: Schadensbericht Gentechnik

Starker Preisanstieg für Gentechnik-Saatgut

Die neue Studie von Charles Benbrook zeigt, dass Preise für Gentechnik-Saatgut in den USA im Vergleich zum konventionellen Saatgut stark angestiegen sind. Landwirte, die Gentechnik-Pflanzen anbauen haben dadurch ein geringeres Durchschnitts-Einkommen. So müssen im Jahr 2010 für Roundup Ready2 Sojabohnen 42% mehr ausgegeben werden als im Jahr zuvor. Farmer, die den Gentechnik-Mais "SmarStax" anbauen, müssen für das Saatgut mehr als doppelt so viel ausgeben, wie konventionelle Anbauer.
Seit dem Jahr 2000, als Gentechnik-Soja-Saat den US-Markt eroberte, ist der Preis dafür um 230% angestiegen. Der Anbau von Gentechnik-Saatgut würde sich also lohnen, wenn dadurch Pestizide eingespart würden. Seit dem Beginn des Gentechnik-Anbaus in den USA vor 13 Jahren ist jedoch auch der Verbrauch von Pestiziden massiv angestiegen.

 Charles Benbrook: The Magnitude and Impacts of the Biotech and Organic Seed Price (Dez. 09)
 Soil Association: New evidence shows huge price rises for GM seed (3.12.09)

Wann rechnet sich Bt-Mais?

Zweijährige Untersuchungen ergaben, dass sich der Anbau von Bt-Mais nicht rechnet. Bei Körnermais ist davon auszugehen, dass ein Mehraufwand für Bt-Mais von ca. 60 Euro/ ha erst dann ökonomisch lohnend ist, wenn ca. 3 dt/ ha zu ca. 20 Euro/ dt mehr geerntet werden. Bei Silomais wird diese ökonomische Schwelle wirksam, wenn ein Mehrertrag von ca. 5% eintritt.
Schriftenreihe der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Heft 15/2008
 Untersuchungen zum Anbau von GVO in Sachsen

Kosten durch öffentliche Forschung

Grünen-Anfrage: Risikoforschung und -prüfung bei gentechnisch veränderten Pflanzen

Die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Grünen macht deutlich: Allein rund 5 Millionen Euro gehen an die Privatindustrie für die Entwicklung von gentechnisch veränderten Pflanzen. Unter den Empfängerfirmen ist beispielsweise BASF, die mit über einer Millionen Euro pilzresistenten Weizen entwickelt. Auch aus dem Budget der "Biologischen Sicherheitsforschung" gehen 3,3 Millionen Euro an Projekte, bei denen Gentechnik-Pflanzen entwickelt werden. Das "Kommunikationsmanagement in der biologischen Sicherheitsforschung" ist der Regierung rund 2 Millionen Euro wert.

 Antwort der Bundesregierung: Risikoforschung und -prüfung bei gentechnisch veränderten Pflanzen (12.05.09)
 Infodienst: Öffentliche Gelder für die Gentechnik-Industrie (25.05.09)

Kleine Anfrage: Entwicklung von gentechnisch veränderten Pflanzen mit öffentlichen Forschungsgeldern

In welchem Umfang werden/wurden die auf der JRC-Website der EUKommission (http://gmoinfo.jrc.it/gmp_browse.aspx) für Deutschland angemeldete Freisetzungsprojekte mit öffentlichen Bundesmitteln gefördert? Die Bundesregierung antwortet.

Bundesregierung, August 2007
 Antwort auf die Kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 16/6208 –

Kleine Anfrage der Grünen zur Forschung im Bereich des Ökolandbaus

Die Bedeutung des Ökolandbaus und der Marktanteil von Bioprodukten sind in den letzten Jahren erheblich gewachsen. Dies hat sich allerdings bisher noch nicht ausreichend auf die Verteilung der Forschungsmittel im Bereich der Land- und Ernährungswirtschaft niedergeschlagen. Wie viel Geld wird hingegen in die Forschung für gentechnisch veränderte Pflanzen und Tiere gesteckt?

Bundesregierung, April 2007
 Antwort auf die kleine Anfrage, Drucksache 16/4920

Arbeitsplätze durch Agro-Gentechnik?

"Arbeitsmarktpolitische Effekte der Agro-Gentechnik für den Mittelstand prüfen"

Auf die Kleine Anfrage "Arbeitsmarktpolitische Effekte der Agro-Gentechnik für den Mittelstand prüfen" 16/5348 der Fraktion DIE LINKE antwortet das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz:

BMELV, Juni 2007
 Antwort 16/5348

Die Linke, Juni 2007
 28 Millionen Euro für nichts – Agro-Gentechnik kein Jobmotor!

Grüne Gentechnik als Arbeitsplatzmotor? Genaueres Hinsehen lohnt sich

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass in der privatwirtschaftlich finanzierten „Grünen Gentechnik“ in Deutschland deutlich unter 500 Arbeitsplätze zu verzeichnen sind. Das Potential für einen nennenswerten Ausbau ist aufgrund der Konzentrationsprozesse in der Agrarindustrie sowie dem Arbeitsplatzangebot in Saatgutforschung- und Produktion nicht gegeben.

BUND, Juni 2006.
 Grüne Gentechnik als Arbeitsplatzmotor? Genaueres Hinsehen lohnt sich

Öffentliche Mittelvergabe, private Unternehmen und Arbeitsplätze in Sachsen-Anhalt

In welche Projekte der Agro-Gentechnik fließen Mittel der Landesregierung Sachsen-Anhalts? Welche Firmen der Agro-Gentechnik haben sich in Sachsen-Anhalt angesiedelt? Und wie viele Arbeitsplätze haben sie geschaffen? Die PDS-Frakion im Landtag hat nachgefragt, die Regierung hat geantwortet.

Landesregierung Sachsen-Anhalt, März 2006.
 Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur Agro-Gentechnik

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Transgenes Saatgut in Entwicklungsländern

Erfahrungen, Herausforderungen, Perspektiven

Das Büro für Technikfolgenabschätzung im Deutschen Bundestag beschreibt in einem Arbeitsbericht die Auswirkungen des Einsatzes transgenen Saatguts auf die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Strukturen in Entwicklungsländern. Ein Ergebnis: Der Nutzen erscheint begrenzt.
 TAB-Arbeitsbericht Nr. 128 2008

Die deutsche Biotechnologie- Branche

Diese Studie des Bundesforschungsministeriums zeigt, dass die Pflanzenbiotechnologie-Branche sinkt. 2009 waren nur 24 Unternehmen mit Pflanzen-Gentechnik beschäftigt, weniger noch als 2008. Auch die Erlöse schrumpften von 49 Mio € auf 39 Mio €. Großzügig gerechnet sind gerade mal 2400 Arbeitsplätze der Agro-Gentechnik zuzuordnen.
 biotechnologie.de, Daten & Fakten

Die wahren Kosten der Gentechnik

Sozioökonomische Kriterien

Juni 2009 - Die direkten Risiken des Gentechnik-Anbaus für die Menschen und die Umwelt werden viel diskutiert. Doch wie wirkt sich die Zulassung von Gentechnik-Pflanzen auf weitere Bereiche der Gesellschaft aus? Welche Arbeitsplätze werden bedroht und welche strukturellen Abhängigkeiten entstehen? Was ist mit dem Image einer Region, in dem Gentechnik-Pflanzen wachsen? Welche anderen Kulturpflanzen werden verdrängt? Wie viele Kosten entstehen für gentechnikfrei wirtschaftende Betriebe durch Warentrennung und Kontrollsysteme? Welche Kosten entstehen der öffentlichen Hand und welche durch Kontamination oder Vorsorge und Schutz? Verschiedene Verbände haben nun Vorschläge zur Erfassung all diese Aspekte erarbeitet und in einem Hintergrundpapier zusammengetragen. Beweggrund war ein Vorstoß der EU-Umweltminister. Die hatten im Dezember 2008 beschlossen, auch sozioökonomische Aspekte bei der Zulassung von Gentechnik-Pflanzen in der EU zu berücksichtigen. Bis Januar 2010 sollen die Mitgliedsstaaten dazu Kriterien erstellen. "Wer all die sozioökonomischen Aspekte berücksichtigt, muss eine ganz neue Kosten-Nutzen-Bilanz beim Thema Gentechnik aufstellen", sagt Steffi Ober vom NABU

 Verbändepapier zu sozioökonomischen Kriterien
 Dokumentation der NABU-Tagung zu sozioökonomischen Kriterien

Kosten der Gentechnik