Ein Bio-Züchter aus Niedersachsen hat im August 2012 zwei seiner eigenen Sorten erfolgreich anmelden können. Die Zulassung erfolgte in Großbritannien, angebaut werden dürfen die Knollen "Violetta" und "Rote Emmalie" aber in der ganzen EU. Durch natürliche Züchtungsmethoden enthalten die Kartoffeln den gesundheitsfördernden Farbstoff Anthocyane.
Pressemitteilung Biolandhof Ellenberg, AbL und IG Nachbau (August 2012)
Obwohl ein Großteil der Pflanzensorten von Bauern gezüchtet werden, sichern sich eine Handvoll Chemiekonzerne immer größere Marktanteile beim Saatgut - der Lebensgrundlage aller Menschen. Aufgrund internationaler Abkommen zum Schutz des geistigen Eigentums geraten auch Kleinbauern in Entwicklungsländern, die seit Jahrhunderten ihr Saatgut untereinander austauschen, unter Druck.
Weltweit werden circa 7.000 Pflanzensorten angebaut - 95 Prozent der Nahrungsenergie werden aber von nur 30 Arten abgedeckt. Und auch unter diesen dominieren "Cash Crops" - Mais, Weizen und Reis. Hier versuchen die Konzerne mit Hybridsorten oder Gentechnik traditionelles Saatgut zu verdrängen.
Im Auftrag mehrerer NGOs untersuchte die Schweizer Bio Plus AG im Jahr 2012 die Strukturen auf dem internationalen Saatgut-Markt. Allein der US-Agrochemiekonzern Monsanto kontrolliert demnach 27 Prozent der Saaten der Welt, es folgen US-Konkurrent Dupont (17 Prozent) und das Schweizer Unternehmen Syngenta (9 Prozent). Zusammen gehört also allein diesen drei Großen die Hälfte des Saatguts.
Auch in Europa haben sie viele Saatgut-Hersteller aufgekauft. Monsanto gehören so 49 Prozent des geschützten Blumenkohls und 36 Prozent der Tomaten. Bei Karotten und Peperoni sieht es ähnlich aus. Syngenta folgt in Europa mit 22 Prozent der patentierten Blumenkohlsaaten und 26 Prozent der Tomaten.
Erklärung von Bern (2014): Saatgut - Bedrohte Vielfalt im Spannungsfeld der Interessen
Im Juli 2012 haben Richter des Europäischen Gerichtshofs (EuGh) ein weithin beachtetes Urteil zu Zucht und Verkauf von alten Sorten gefällt. Die Reaktionen fielen sehr unterschiedlich aus.
Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) begrüßte die Entscheidung. Vielen Beobachtern ging die Gerichtsentscheidung allerdings nicht weit genug. Sie sehen lediglich einen "Teilsieg" erreicht. Viele Einschränkungen blieben bestehen.
Pressemitteilung EuGH zum Urteil
Spiegel Online: "Richter kippen Saatgut-Monopol der Konzerne"
Pressemitteilung AbL: "Wichtiger Erfolg für Bauern und Saatgut-Vielfalt"
Pressmitteilung Saatgutkampagne: "Sortenvielfalt weiterhin bedroht"
Pressemitteilung Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt: "EuGH bestätigt Verkaufshürden für Saatgutvielfalt"
taz: "Europa-Urteil zu Saatgut: Unfreie Saat"
IG Saatgut zeigt in einem Bericht, welche Auswirkungen die Einführung von Schwellenwerten (sog. Low-Level Presence) für Gentechnik-Organismen auf die konventionelle und ökologische Landwirtschaft hätte. Für diese würde die Arbeit drastisch erschwert und verteuert. Die Fälle von Kontaminationen würden häufiger auftreten und insbesondere kleinen Betrieben schwer zu schaffen machen. Schwellenwerte und eine mögliche Aufhebung der Nulltoleranz von nicht-zugelassener Gentechnik in Lebensmitteln sind ein Dauerthema der EU-Politik.
Mitteilung der IG Saatgut vom 03.12.2012
Der Bericht als pdf
In der Studie werden die Problematik und das Zusammenspiel von horizontaler und vertikaler Koexistenz in der Saatgutproduktion dargestellt. Ansatzweise werden mögliche Auswirkungen von GVO-Verunreinigungen des Saatgutes auf die landwirtschaftliche Erzeugung auf Grundlage des EG-Schwellenwerteregimes betrachtet.
● Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, Mai 2004.
Vermeidung einer Verunreinigung bei der Saatgutproduktion (242 KB)
Die Studie zeigt die Konsequenzen einer Saatgutverunreinigung auf; auch im Hinblick auf den Handel und die ökologische Lebensmittelerzeugung. Sie umfasst Empfehlungen an die nationalen Regierungen, Saatgut-Konzerne und landwirtschaftliche Fakultäten.
● Union of Concerned Scientists; Cambridge, MA, USA. Feb. 2004.
Gone to Seed (engl.)
Infos zur Studie (43 KB)
Das Memorandum über die EU-Richtlinie zur Festlegung von Kennzeichnungs-Grenzwerten für GVO im Saatgut umfasst eine Analyse des Kommissions-Entwurfs und eine Begründung der Forderung nach einem allgemeinen Reinheitsgebot für nicht gentechnisch verändertes Saatgut.
● Zukunftsstiftung Landwirtschaft, Sep. 2003.
Memorandum zur Saatgut-Richtlinie (300 KB)
In der Anwort auf die schriftliche Anfrage der Europaabgeordneten Hiltrud Breyer zur Terminator-Technologie nimmt die EU-Kommission Stellung zum europäischen Forschungsprojekt "TransContainer", die Förderung der Technologie durch EU-Forschungsgelder, zu Freilandversuchen und zur Aufrechterhaltung des de-facto-Moratoriums.
● EU-Kommission, Aug. 06.
Stellungnahme zu Fragen der Terminator-Technologie (63 KB)
● Hiltrud Breyer, MdEP, Mai 06.
Schriftliche Anfrage zur Terminator-Technologie (8 KB)
Die Initiative "Save our Seeds" kritisiert, dass Baden-Württemberg beantragte bei Saatgut praktikable Schwellenwerte für nicht vermeidbare Spuren gentechnisch veränderter Organismen festzulegen, ohne zu definieren was als praktikabel angesehen wird.
● Save our Seeds, Okt. 2005.
Stellungnahme zum Antrag (53 KB)
Eine Übersicht zu den relevanten Dokumenten zur Saatgutrichlinie der Europäischen Union.
● Save our Seeds
In der Stellungnahme erläutert die IG für gentechnikfreie Saatgutarbeit, weshalb die Koexistenz, so wie die EU-Kommission sie sich vorstellt, ein Risiko für die Züchtung und den Erhalt von gentechnikfreien Sorten bedeutet.
● IG für gentechnikfreie Saatgutarbeit, März 2006.
Koexistenz gefährdet gentechnikfreie Saatgutproduktion
Die Webseite der Initiative "Save our Seeds" bietet ein umfangreiches Datenarchiv mit offiziellen Dokumenten der Europäischen Union, Stellungnahmen von Organisationen und Institutionen sowie wissenschaftlichen Studien.
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Die Guten Gründe online
Save our Seeds liefert Hintergrundinformationen zur rechtlichen und praktische Situation bei der Kontamination von herkömmlichem Saatgut mit gentechnisch veränderten Sorten und zu deren Vermeidung.
SOS, Oktober 2010
Die Gentechnik-Nachrichten des Öko-Instituts erläutern die Notwendigkeit traditionellen Saatguts, die bestehenden Regelungen zur Reinheit von Saatgut und die Herstellung von reinem Saatgut.
● Öko-Insititut e. V., Gentechnik-Nachrichten Spezial 14, Sep. 2003.
Saatgut-Reinheit (459 KB)
Die Gentechnik gerät ohne strenge Regelungen außer Kontrolle. Sie breitet sich schleichend in der Natur aus und gelangt in die Lebensmittel. Greenpeace erläutert in dem Hintergrundpapier zur Saatgutrichtlinie, weshalb nur eine Kennzeichnung an der Nachweisgrenze in Frage kommen darf.
● Greenpeace, Mai 2005.
Gentechnik bedroht Saatgut (191 KB)
Greenpeace
Die Juni 2012-Ausgabe des Gen-ethischen Informationsdienstes (GID) dreht sich ums Thema Saatgut: Aktuelle Entwicklungen und Hintergründe. "Die Saat ist ein umkämpftes Gut. Für die einen eine Lizenz zum Gelddrucken, für die anderen vor allem die Basis allen gärtnerischen und landwirtschaftlichen Tuns, die es zu pflegen gilt."