29.03.2021 |

Kanada will CRISPR-Pflanzen nur teilweise regulieren

Das Hauptgebäude von Health Canada in Ottawa By User:Demetri1968, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=61673227 Das Hauptgebäude von Health Canada in Ottawa By User:Demetri1968, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=61673227

Das kanadische Gesundheitsministerium plant, bestimmte genomeditierte Pflanzen, aus denen Lebensmittel produziert werden sollen, künftig nicht mehr zu regulieren. Dazu solle der kanadische Leitfaden für die Sicherheitsbewertung von neuartigen Lebensmitteln geändert werden, berichtete das Portal humboldtjournal.ca. Die Entwürfe können bis 24. Mai angefordert und kommentiert werden. Mit solchen Regelungen werde das Ministerium seiner Verantwortung, für sichere Lebensmittel zu sorgen, nicht mehr gerecht, monierte ein gentechnikkritisches Netzwerk.
Wesentlicher Bestandteil der geplanten Regeln ist laut humboldtjournal.ca eine neue Kategorie für Lebensmittelpflanzen, die mit bestimmten neuen gentechnischen Methoden verändert worden sind. Diese Kategorie soll „genomeditierte gentechnisch veränderte Organismen, die keine fremde DNA enthalten" erfassen. Derartige Organismen müssten nach den Plänen künftig nicht mehr zugelassen und auf ihre gesundheitlichen Risiken geprüft werden.
Dem Online-Portal zufolge unterscheidet das Gesundheitsministerium Health Canada und die kanadische Agentur für Lebensmittelkontrolle CFIA bisher zwei Kategorien von Pflanzen: „novel" (englisch, etwa: neuartig) und „non-novel" (englisch, etwa: nicht neuartig). In die Kategorie „novel“ fallen Pflanzen mit (neuen) Eigenschaften, die natürlicherweise in diesen Pflanzen nicht vorkommen und die bislang von den Behörden noch nicht zugelassen worden sind. Solche Pflanzen müssten geprüft und zugelassen werden. Die Non-novel-Kategorie erfasst dagegen Pflanzen, die lange sicher genutzt wurden. Lucy Sharratt von der Nichtregierungsorganisation Canadian Biotechnology Action Network CBAN stellte in Aussicht, dass die Behörden möglicherweise noch eine Liste von neuen gentechnischen Methoden veröffentlichen werden. Damit solle im Detail geklärt werden, welche gentechnisch veränderten Pflanzen beziehungsweise deren Produkte künftig unter die neue Ausnahme fallen sollen und welche nicht.
Wie Sharrett hervorhob, könnten Unternehmen nach den neuen Regeln in Zukunft viel leichter selbst entscheiden, ob ihre Pflanzen reguliert werden müssen oder nicht. Seien Hersteller der Meinung, dass ihre genomeditierten Pflanzen unter die neue Ausnahme fallen, müssten sie die neuen Pflanzen den Behörden nicht anzeigen. „Wir können nicht private Unternehmen entscheiden lassen, welche Lebensmittel sicher sind“, kritisierte Sharrett. „Für alle gentechnisch veränderten Lebensmittel sollte eine staatliche Risikobewertung verpflichtend sein“, ergänzte ihr Mitstreiter Thibault Rehn vom Quebec network Vigilance OGM (deutsch etwa: Überwachungsnetzwerk für gentechnisch veränderte Organismen).
Die Behörden haben die geplanten Änderungen der „Guidelines for the Safety Assessment of Novel Food‟ (deutsch: Leitfaden für die Sicherheitsbewertung von neuartigen Lebensmitteln) noch nicht vollumfänglich veröffentlicht. In ersten Entwürfen im vergangenen Jahr war zunächst vorgesehen, dass alle Produkte aus genomeditierten Pflanzen vom kanadischen Gesundheitsministerium geprüft werden sollten. Damit hätte sich das Land – zumindest teilweise – vom bisherigen Prinzip der produktspezifischen Regulierung abgewandt. Dieses Prinzip stellt die Eigenschaften der Endprodukte beziehungsweise Pflanzen in den Mittelpunkt und nicht – wie die Europäische Union – die eingesetzte Technik. Erst im Februar kam nach Treffen mit Vertretern von Saatgut-Unternehmen, der Industrie und anderen die Rolle rückwärts.
Aktuell ist in Kanada keine genomeditierte Pflanze auf dem Markt. Im vergangenen Jahr hatte das US-Unternehmen Cibus den kanadischen Behörden mitgeteilt, dass eine ihrer Raps-Sorten – anders als bisher angenommen – doch nicht genomeditiert sei, sondern ein Produkt konventioneller Züchtung. Die bei den Behörden eingereichten Unterlagen seien zuvor falsch interpretiert worden. Cibus hatte in früherer Zeit selbst damit geworben, dass der herbizidtolerante Raps das Ergebnis der Manipulation mit einem neuen Gentechnik- beziehungsweise Genome-Editing-Verfahren sei. [cp/vef]

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