02.07.2020 |

EU-Kommission soll Gene Drives einen Riegel vorschieben

Moskito Mücke Anopheles Auch bei Anopheles-Mücken wurden Gene Drives gentechnisch eingebaut (Foto: James Gathany - CDC phil.cdc.gov/PHIL_Images/09262002/00008/A.gambiae.1354.p_lores.jpg)

Umwelt-, Agrar- und Entwicklungsorganisationen aus ganz Europa haben die EU-Kommission aufgefordert, die Freisetzung von Gene Drive Organismen in der EU und international zu ächten. Zudem soll sich die Kommission auf der nächsten Vertragsstaatenkonferenz der UN-Biodiversitätskonvention für ein globales Moratorium stark machen.

Mit Gene Drives lassen sich Gen-Scheren wie Crispr/Cas im Erbgut eines Tieres oder einer Pflanze verankern. Dadurch wiederholt sich die gentechnische Veränderung in der nächsten Generation automatisch und kann sich binnen kurzer Zeit in ganzen Populationen ausbreiten. Organismen mit Gene Drive (GDO) könnten dazu verwendet werden, Stechmücken, Ernteschädlinge oder invasive Arten auszurotten.

„Die von Gene Drive Organismen ausgehenden Umwelt- und Gesundheitsrisiken sind nicht ansatzweise erforscht“, sagt Mareike Imken, Initiatorin der europäischen Kampagne Stop Gene Drives. Es sei unmöglich, die Effekte von GDO in der Natur vorherzusagen, sie einzugrenzen oder die freigesetzten Organismen zurückzuholen. „Schon wenige Gene Drive Organismen, die aus dem Labor entkommen, können eine unkontrollierbare gentechnische Kettenreaktion auslösen“, warnt Imken.

Das Schreiben der 78 Organisationen ist nicht die einzige Warnung an die EU-Kommission. Im April veröffentlichte das vom Bundesforschungsministerium geförderte Projekt GeneTip seine Ergebnisse. Das Fazit: GDO seien dafür gemacht, in der Umwelt zu überdauern und sich über lange Zeiträume auszubreiten. Dadurch erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit von unvorhersehbaren Interaktionen im Ökosystem. Zudem sei zu erwarten, dass sich in den nachfolgenden Generationen unerwartete Eigenschaften ausbilden.

Im März wiesen die Umwelt- und Naturschutzbehörden mehrerer EU-Staaten auf die vielen ungeklärten Risiken hin und forderten eine umfassende Technologiefolgenabschätzung. Vor einer Freisetzung müssten Methoden entwickelt und eingeführt werden, um das Risiko abschätzen und mögliche Umweltauswirkungen überwachen zu können. Anfang des Jahres hatte das Europäische Parlament ein globales Moratorium für die Freisetzung von Gene Drives gefordert.

Die EU-Kommission dagegen hält sich bisher bedeckt. Sie lässt die Lebensmittelbehörde EFSA gerade ein Konzept für die Risikobewertung von Gene Drives am Beispiel von Moskitos erarbeiten. Denn hier gibt es – unterstützt von der Gates-Stiftung – bereits konkrete Freisetzungspläne in Westafrika. Das Institut Testbiotech kritisierte, dass die EFSA in ihrem Entwurf das Vorsorgeprinzip außer Acht lasse. Würde es angewandt, müsste eine Freisetzung von GDO untersagt werden, wenn sie sich räumlich und zeitlich nicht kontrollieren lässt. [lf]

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