28.05.2019 |

Verbände warnen vor Zulassungswelle bei Gentech-Pflanzen

Soja Weitere Monsanto-Soja vor der EU-Zulassung (Foto: Franz Haindl, pixelio.de)

Mehr als 40 Verbände haben den europäischen Gesundheitskommissar gebeten, bis zum Ende der Legislaturperiode im Oktober keine weiteren gentechnisch veränderten Pflanzen (GVO) in Europa mehr zu genehmigen. 12 GVO, darunter Mais, Baumwolle und Sojabohnen, stehen demnach aktuell kurz vor der Zulassung. Laut einer Tabelle der Grünen hat die EU-Kommission in ihrer Amtszeit bereits den Import von 24 GVO erlaubt - gegen das ausdrückliche Votum des EU-Parlaments.
Insgesamt dürfen nach Angaben der Organisation Testbiotech derzeit fast 70 Gentechnik-Pflanzen nach Europa importiert und in Lebens- und Futtermitteln verwendet werden. Mehr als 40 Organisationen aus den Bereichen Wissenschaft, Umweltschutz, Lobby-Kontrolle, Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft befürchten nun, dass „die alte EU-Kommission noch unbemerkt unangenehme Themen abräumt“, wie es Benny Haerlin von Save Our Seeds formuliert. „Während sich das politische Brüssel nach der Wahl neu sortiert, darf die Verwaltung bei der Gentechnikzulassung nicht vollendete Tatsachen schaffen“, mahnt Haerlin, der vor vielen Jahren grüner Abgeordneter im Europäischen Parlament war.
Mindestens zwölf Zulassungsanträge für GVO sind nach Angaben von Testbiotech von der Europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) bereits geprüft und warten auf Entscheidung. Viele der Pflanzen sind mehrfach gentechnisch verändert. Darunter sind Mais-Varianten, die bis zu sechs Insektengifte produzieren und gleich mit mehreren Herbiziden gespritzt werden können. Die Wechselwirkungen der verschiedenen Giftstoffe und deren Folgen für die Lebensmittelsicherheit wurden nicht untersucht, warnen die Organisationen in ihrem offenen Brief an den scheidenden EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis.
Für drei Gentechnik-Mais-Varianten, die Insektengifte produzieren, soll sogar der Anbau erlaubt werden. Darunter ist der in Spanien bereits kultivierte Mais MON 810 (Bayer/Monsanto), dessen Zulassung verlängert werden soll. Wie berichtet, kann sich dieser dort mit der verwandten Wildpflanzen Teosinte kreuzen, mit unabsehbaren Folgen für die Umwelt.
Eine für den Import vorgesehene Maispflanze birgt außerdem neuartige Risiken: Der Mais MON 87411 produziert eine sogenannte doppelsträngige RNA (dsRNA), heißt es in dem offenen Brief. Wenn Insekten von der Maispflanze fressen, nehmen sie die biologisch wirksamen Moleküle über den Darm auf. So können sie in Genregulation und Zellstoffwechsel der Schädlinge eingreifen und sie töten. Wie sicher die Maispflanzen für Mensch und Umwelt sind, lässt sich nicht verlässlich abschätzen. Denn die damit zusammenhängenden biologischen Mechanismen sind sehr komplex.
Im nächsten EU-Berufungsausschuss zur Pflanzenzulassung am 5. Juni stehen jedenfalls bereits ein doppelt herbizidresistenter Mais von Syngenta, eine Bayer-Baumwolle, die Glufosinat-Duschen überlebt, sowie eine glyphosatresistente Soja von Monsanto auf der Tagesordnung. Sollten sich die Mitgliedsländer der EU dann nicht mit qualifizierter Mehrheit gegen eine Import-Zulassung aussprechen, hätte die scheidende EU-Kommission rechtlich noch die Möglichkeit, die Gentech-Pflanzen durchzuwinken. [vef]

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