22.01.2018 |

EU-Kommission erlaubt die Einfuhr dreifach resistenter Sojabohnen

Soja Megafusionen im Agrarsektor befördern die industrielle Landwirtschaft (Foto: CC0)

Die EU-Kommission hat sechs gentechnisch veränderten Pflanzen die Zulassung für den Import als Lebens- und Futtermittel erteilt. Darunter finden sich auch zwei umstrittene dreifach herbizidresistente Soja-Linien, die nach Meinung von Kritikern nur unzureichend auf Gesundheitsgefahren untersucht wurden.

Dabei handelt es sich um Sojabohnen der Konzerne Bayer und DowDuPont. Die Bayer-Soja mit der Bezeichnung FG72 × A5547-127 ist nicht nur gegen Glyphosat, sondern auch gegen die Spritzmittel Glufosinat und Isoxaflutol resistent. Die Sorte DAS-44406-6 von DowDuPont übersteht Duschen mit Glyphosat, Glufosinat und 2-4-D. All diese Herbide sind gefährlich für Mensch und Umwelt. Der von Bayer entwickelte Wirkstoff Glufosinat ist giftig und kann menschliche Embryonen schädigen. Deshalb läuft seine Zulassung in der EU im Juli 2018 endgültig aus. Doch in andere Länder verkauft Bayer das Gift weiterhin. Beim Bayer-Herbizid Isoxaflutol hegt selbst die europäische Lebensmittelbehörde EFSA den Verdacht einer krebserregenden Wirkung. 2,4-D soll Geburtsschäden und Erbgutveränderungen verursachen sowie hormonell wirksam sein. 2015 haben es die Krebsexperten der Weltgesundheitsorganisation als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft.

Die Organisation Testbiotech wirft den Konzernen Dow und Bayer vor, Daten für die Risikoprüfung dieser gentechnisch veränderten Soja-Linien manipuliert zu haben. Dabei bezieht sich Testbiotech auf Studien, die von den Firmen im Rahmen der EU-Zulassungsprüfung vorgelegt wurden. Demnach hätte Dow bei Fütterungsversuchen mit Ratten eine spezielle Probe der Gentechnik-Soja verwendet, die mit wesentlich weniger Spitzmittel behandelt wurde, als es in der Praxis der Fall sei. Die Firma Bayer habe beim Versuchsanbau ihrer Soja nur einen Bruchteil der tatsächlich üblichen Spitzmittelmengen eingesetzt. „In den vorliegenden Dokumenten kann man das Muster einer gezielten Manipulation der Zulassungsverfahren erkennen“, sagt Testbiotech-Geschäftsführer Christoph Then: „Das wirft den Verdacht auf, dass die Konzerne die Absicht haben, die tatsächlichen gesundheitlichen Auswirkungen des Verzehrs dieser Soja zu verschleiern.“ Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA hätte laut Then diese Daten nicht akzeptieren dürfen. Die EU-Kommission bezieht sich in ihrer Zulassungsmitteilung ausdrücklich auf die positiven Stellungnahmen der EFSA zu den Gentech-Pflanzen.

Nicht berücksichtigt hingegen hat die Kommission die Stellungnahme des Europäischen Parlaments vom Oktober 2017. Das hatte sich mit großer Mehrheit gegen eine Zulassung der beiden Soja-Linien ausgesprochen. Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA habe nicht überprüft, welche Folgen die Rückstände aus einer kombinierten Anwendung dieser Herbizide auf den Menschen hätten, kritisierten die Europaabgeordneten in ihrer Resolution. Deshalb könne der Einsatz dieser Sojabohnen als Lebens- und Futtermittel nicht als sicher gelten. Auch eine Mehrheit der EU-Mitgliedsstaaten, die 61 Prozent der Bevölkerung der EU repräsentieren, hatte einer Zulassung widersprochen. Allerdings war diese Mehrheit nicht groß genug, um die Anträge endgültig abzulehnen, so dass die Kommission das letzte Wort hatte – und gegen den Mehrheitswillen die Einfuhr der mehrfach herbizidresistenten Soja-Linien erlaubte. [lf]

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