11.05.2015 |

Gentechnikfrei-Netzwerk: Hamburg dabei

Hamburg Hafen Der Hamburger Hafen (Foto: Merlin Senger, Wikipedia [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)])

Seit letzter Woche ist das Bundesland Hamburg Mitglied im Europäischen Netzwerk gentechnikfreier Regionen. Damit sind zehn Bundesländer vertreten, insgesamt hat das Netzwerk 64 Mitglieder.

„Verbunden mit dem Beitritt wird der Senat konkrete Projekte und Maßnahmen umsetzen, um die Gentechnikfreiheit im Gartenbau und in der Landwirtschaft zu unterstützen“, teilte Hamburgs Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation mit. „Neben konkreten finanziellen Anreizen für Landwirte im Rahmen des Hamburger Agrarförderprogramms, wie bspw. die Erhöhung der Fördersätze für den ökologischen Landbau, sind auch Informationsangebote für Verbraucher sowie die Förderung von Kooperationen und lokalen Initiativen geplant.“

An Bord sind auch Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, das Saarland, Thüringen, Niedersachsen, Hessen und Bayern. Das Netzwerk setzt sich in der EU für ein verbessertes Zulassungsverfahren für gentechnisch veränderte Organismen und gentech-freies Saatgut ein.

07.04.2015 |

Für höheren Milchpreis: Weidemilch ohne Gentechnik

Kuh Weide Milch Wer Gras frisst, braucht kein Gentechnik-Soja (Foto: miez!/flickr, Lizenz: creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0)

In Niedersachsen will die rot-grüne Landesregierung Milchbauern und Molkereien unterstützen. Deren wirtschaftlich ohnehin prekäre Lage wird sich nach Einschätzung Hannovers durch den Wegfall der EU-Milchquote weiter verschärfen. Helfen soll unter anderem, Milch von Kühen, die noch auf die Weide dürfen, vor Ort besser zu bewerben. „Weidemilch ohne Gentechnik“ könne sowohl den Landwirten als auch der Natur helfen. Besonders in der Ems-Region, die oft mit Massentierhaltung in Verbindung gebracht wird.

Statt Großbetrieben soll eine „regionale Molkereistruktur“ gefördert werden, erklärten die Minister für Landwirtschaft und Umwelt Christian Meyer und Stefan Wenzel (beide Bündnis90/Die Grünen) Mitte März. Neben EU-Geldern sollen zusätzliche Mittel des Landes in die Weidemilch gesteckt werden. Denn die ist von sinkenden Milchpreisen besonders bedroht. „Die bessere Vermarktung eines regionalen Qualitätsproduktes, zum Beispiel unter dem Motto 'Weidemilch ohne Gentechnik', könnte diese Ausgangssituation zu einer Win-Win-Strategie für Naturschutz und Landwirtschaft führen“, so die Politiker.

Das Weidemilchprogramm verfügt bislang über 275.000 Euro. Universitätsforscher sollen helfen, „die Vorteile der Weide“ auch den Verbrauchern schmackhaft zu machen. „Denkbar ist ein eigenes Label wie zum Beispiel gentechnikfreie 'Ems-Weidemilch', die am Markt zusammen mit regionaler Vermarktung höhere Preise erzielen dürfte“, sagte Agrarminister Meyer. So soll eine Alternative zu Massentierhaltungsanlagen geschaffen werden, die nach Ansicht von Umweltschützern massive Probleme mit Überdüngung und Wasserverschmutzung verursachen. Die Region Weser-Ems bezeichnete die taz letztes Jahr als „Herzland der deutschen Fleischindustrie“.

Vorsichtig optimistisch äußerten sich Branchenvertreter zur Ankündigung der Minister. „Sollte das Konzept tatsächlich funktionieren, wäre es eine Möglichkeit für die hiesigen Milchbauern, für die Region und auch für den Tourismus“, zitiert die NZWonline Karin Mansholt vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM).

Auch Umweltverbände begrüßten den Plan. „Weidemilch ohne Gentechnik ist eine Markenidee, die von vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern gesucht und deshalb auch nachgefragt sein wird“, so BUND und WWF Deutschland. Kritik kam hingegen vom Landvolk Niedersachsen - Landesbauernverband e.V. Die Minister hätten das Thema verfehlt, so Präsident Werner Hilse. „Die Grünlandförderung über die sogenannte Ausgleichszulage in benachteiligten Gebieten ist wie das Weidemilchprogramm ein landesweites Angebot und geht nicht auf die besondere Situation der Landwirte an der Ems ein“, so der Verband. [dh]

17.03.2015 |

Ba-Wü: Wenig Gentechnik in Lebensmitteln

Lebensmittellabor CVUA Freiburg Im Labor werden Lebensmittel auf Spuren von Gentechnik-Organismen untersucht (Foto: CVUA Freiburg)

Bei amtlichen Lebensmittelkontrollen wurden in Baden-Württemberg letztes Jahr nur wenig Gentechnik-Verunreinigungen festgestellt. Meist war die Belastung mit gentechnisch veränderten Organismen so gering, dass keine Maßnahmen nötig wurden. Nur in einer Senfprobe wurde eine Gentechnik-Raps entdeckt, der in der EU nicht genehmigt ist.

Insgesamt wurden 626 Proben im Labor analysiert, davon enthielten 72 Spuren von gentechnisch veränderten Organismen. Der Anteil lag bei 11,5 Prozent (2013: 9%). In einer Senfprobe stellten die Experten des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Freiburg (CVUA) eine Verunreinigung mit dem Monsanto-Raps GT73 fest. Dieser darf in der EU zwar als Futtermittel für Tiere genutzt und industriell verarbeitet, nicht jedoch als Lebensmittel verkauft werden. Die gleiche Probe enthielt noch Spuren von zwei weiteren Gentechnik-Rapslinien, die allerdings zugelassen sind.

So lange der Anteil der Gentech-Verunreinigungen bei unter 0,9 Prozent liegt, darf das Lebensmittelprodukt ohne Weiteres verkauft werden – wenn die Verunreinigung „technisch unvermeidbar“ oder „zufällig“ war. So will es das Gesetz. Werden Gentechnik-Spuren von mehr als 0,9 Prozent festgestellt, müssen die Produkte mit einem entsprechenden Hinweis versehen werden („enthält genetisch veränderte/s...“). In den Geschäften gibt es das nur selten – zum Beispiel bei bestimmten Snacks aus den USA, die in Videotheken verkauft werden - da die Händler um die ablehnende Haltung der meisten Verbraucher wissen.

Mehr als 0,9 Prozent Gentechnik fand das CVUA Freiburg nur in zwei von 150 Sojaproben. Allerdings enthielten insgesamt 51 Sojaproben Gentech-Spuren, jedoch unter 0,9 Prozent. Bei Mais wurden die Analysten nur einmal bei 107 Proben fündig, in Weizen und Teigwaren waren 11 Prozent der Proben positiv. Auch hier lag der Gentech-Anteil unter 0,9 Prozent.

Erstmals untersuchte das CVUA auch Lachs. Hintergrund ist die Produktion gentechnisch veränderter Lachse in Kanada und Panama für den US-Markt – Washington hat den Verkauf allerdings bislang nicht genehmigt. Keine der Proben war hier positiv.

Zudem ging das Amt Hinweisen „auf ein eventuelles Vorkommen lebensfähiger gentechnisch veränderter Organismen“ bei Vitamin B2-Präparaten und Zusatzstoffen für Tierfuttermittel nach. Solche Zusatzstoffe werden oft in geschlossenen Tanks von Gentech-Mikroorganismen produziert. Letztes Jahr hatte Deutschland an die EU gemeldet, dass in Vitamin B2, das Futtermitteln zugesetzt wird, nicht-genehmigte Gentechnik-Bakterien gefunden worden waren. Die Herstellerfirma habe das selbst entdeckt und die Mikroorganismen, die aus chinesischen Tanks stammten, eingefangen. Anfragen des Informationsdienst Gentechnik an die zuständige EU-Stelle wurden nie beantwortet. Zumindest für Baden-Württemberg gibt das CVUA aber Entwarnung: „Die Ergebnisse der untersuchten Proben waren unauffällig.“

Aus Sicht des baden-württembergischen Verbraucherministers Alexander Bonde (Grüne) sind die Jahresergebnisse zufriedenstellend. „Trotz des weltweit steigenden Anbaus von gentechnisch veränderten Pflanzen sind Lebensmittel in Baden-Württemberg nahezu frei von Verunreinigungen mit Gentechnik. Wo unsere Speziallabors etwas nachweisen können, liegen die Gehalte überwiegend im rechtlich zulässigen Spurenbereich“, sagte Bonde gestern. „Um dieses hohe Verbraucherschutzniveau halten zu können, setzt sich Baden-Württemberg vehement dafür ein, Acker und Teller frei von Gentechnik zu halten – sowohl in Brüssel und Berlin als auch durch umfangreiche eigene Maßnahmen.“ [dh]

03.12.2014 |

„5 Jahre Gentechnikanbaufrei“: Bayern feiert sich selbst

Bayern Haefeker Scharf Die bayerische Umweltministerin Scharf verleiht Umweltmedaille an Imkerpräsident Haefeker (Foto: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz)

Im November feierte Bayern offiziell, dass dort seit fünf Jahren keine gentechnisch veränderten Pflanzen mehr angebaut wurden. Imker, die sich schon wesentlich länger gegen Gentechnik auf dem Acker engagieren, wurden von der Umweltministerin ausgezeichnet. Doch in Brüssel blockiert die CSU bislang echte Verbesserungen der Gentech-Politik.

„Die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen ist eine unserer größten Zukunftsaufgaben. Grüne Gentechnik in der Landwirtschaft birgt Gefahren für die empfindlichen Naturräume und kleinteiligen Agrarstrukturen im Freistaat“, erklärte die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf bei der Festveranstaltung „Fünf Jahre gentechnikanbaufreies Bayern“ in München.

Die Ministerin verlieh einigen Aktiven die Bayerische Staatsmedaille für Verdienste um die Umwelt, unter anderem Walter Haefeker, Präsident des Europäischen Berufsimkerverbandes, und an Martha Mertens vom Bund Naturschutz. Die Imker schauen allerdings mit gemischten Gefühlen zurück. „Die Erkenntnis, dass Gentechnikanbaufreiheit zu den Grundwerten des Freistaats gehören sollte, reifte in der Regierung erst sehr langsam“, heißt es in einer Pressemitteilung des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund (DBIB).

„Noch vor 10 Jahren, gab es einen Ermittlungseinsatz des Staatsschutzes in unserer Geschäftsstelle, weil von unbekannten Personen angeblich 6 Maispflanzen auf Genmais-Parzellen der Landbauschule des Landwirtschaftsamtes Rotthalmünster geknickt wurden“ bemerkte Manfred Hederer, DBIB-Präsident und langjähriges Mitglied der CSU. „Wir begrüßen es sehr, dass inzwischen wieder der Schutz der Natur und der gentechnikfreien Landwirtschaft die höchste Priorität im Freistaat hat“, so der Imkerchef.

Zudem steht die CSU auf Europaebene zurzeit nicht für größtmögliche Gentechnikfreiheit. Zwar sagte die bayerische Umweltministerin bei der Preisverleihung: „Damit Bayern auch künftig gentechnikanbaufrei bleibt, ist eine zügige Änderung des EU-Rechts nötig. Spätestens im Frühjahr brauchen wir einen klaren Rechtsrahmen für ein Anbauverbot. Die Mitgliedstaaten müssen endlich selber entscheiden können, was auf ihren Feldern angebaut wird. Auch bei den TTIP-Verhandlungen darf es keine Kompromisse bei der Grünen Gentechnik geben.“

Doch heute laufen in Brüssel die finalen Verhandlungen über das sogenannte Opt-Out, das den EU-Staaten mehr Möglichkeiten verschaffen soll, den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen zu verbieten. Der Vorschlag der Minister, unter ihnen Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt von der CSU, stößt bei Umwelt- und Verbraucherschützern allerdings auf deutliche Ablehnung. Vor allem, weil er eine Beteiligung der Gentech-Konzerne am politischen Verfahren vorsieht. Die EU-Parlamentarier, die das ebenfalls ablehnen, haben einen Gegenvorschlag unterbreitet – den wiederum die Minister blockieren. [dh]

11.08.2014 |

Neue Gentechnikfreie Kommunen, Initiative aus Berlin-Spandau

Spandau Zitadelle Spandau (Foto: Bernd / flickr, creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0)

In den letzten sechs Monaten hat das Projekt „Gentechnikfreie Regionen in Deutschland“ erneut Zuwachs bekommen: 14 Kommunen haben den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen auf eigenen Flächen per Pachtvertrag untersagt. Registriert wurde erstmals auch eine Initiative aus Berlin.

Die Kommunen, die den Anbau von transgenen Pflanzen auf ihren Pachtäckern nun ausschließen, liegen überwiegend in Baden-Württemberg und Bayern, wie das Projekt Gentechnikfreie Regionen letzte Woche per Email mitteilte. In Niedersachsen kam eine Kommune hinzu, in Nordrhein-Westfalen zwei.

Als Gentechnikfreie Initiative wurde ein Zusammenschluss von zehn Landwirten im Berliner Bezirk Spandau registriert, die sich schon im Oktober 2013 geeinigt hatten, auf ihrer Nutzfläche von insgesamt 400 Hektar keine gentechnisch veränderten Pflanzen anzubauen. Derzeit darf in Deutschland keine Gentech-Pflanze aufs Feld, der Anbau des Monsanto-Maises MON810 ist nicht erlaubt – im Gegensatz zu anderen EU-Ländern wie Spanien. Allerdings könnte das Anbauverbot fallen, wenn die Genehmigung der Maislinie um weitere zehn Jahre verlängert wird, wie Monsanto es beantragt hat.

Außerdem kann ein weiterer Gentechnik-Mais, 1507 von Dupont-Pioneer und Dow, jederzeit zum Anbau in der EU zugelassen werden. Ob Deutschland dessen Anbau dann wirksam verbieten kann, ist unklar. Für die Anwendung der Schutzklausel, die die Gentechnik-Freisetzungsrichtlinie beinhaltet, fehlen die nötigen Studien. Ob ein Verbot nach dem noch nicht endgültig beschlossenen „Opt-Out“ stabil genug wäre, ist ebenfalls offen. [dh]

29.07.2014 |

Landkreis Lörrach: Kein Gentechnik-Anbau

Lörrach Foto: Wladyslaw / Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons

Der Landkreis Lörrach in Baden-Württemberg schließt den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen auf eigenen Flächen künftig aus. Das beschloss der Kreistag letzten Mittwoch, wie der Südkurier berichtet. Allerdings hat der Landkreis kaum eigene Flächen – der Antrag, in öffentlichen Einrichtungen nur noch gentechnikfreie Produkte zu verwenden, wurde abgelehnt.

Pächter landkreiseigener Flächen sollen laut dem Beschluss des Kreistages bei Neuverpachtung oder Vertragsverlängerung verpflichtet werden, keine gentechnisch veränderten Pflanzen auszusäen. Laut Südkurier räumte der Umweltdezernent des Landkreises allerdings ein, Lörrach verfüge kaum über solche Flächen. Dafür sollen Gespräche mit Landwirten geführt werden, um diese ebenfalls zum Verzicht zu bewegen. Dies könnte relevant werden, wenn die EU-Anbaugenehmigung für den Monsanto-Mais MON810 verlängert wird. Dann wird das derzeit in Deutschland geltende Anbauverbot wohl wegfallen. Auch eine Zulassung des Pioneer-Maises 1507 steht bevor.

Weitere Maßnahmen wird der Landkreis Lörrach vorerst allerdings nicht ergreifen. Der Vorschlag der Grünen-Fraktion, den Kreis zur „gentechnikfreien Region“ zu erklären, wurde abgelehnt. Ein weiterer Antrag der Grünen fand ebenfalls keine Mehrheit. Sie hatten vorgeschlagen: „In Einrichtungen des Landkreises (insbesondere Kliniken und Pflegeeinrichtungen) sowie bei Empfängen und anderen Veranstaltungen soll - soweit möglich - nur gentechnikfreie Ware angeboten werden.“ [dh]

01.07.2014 |

Proteste gegen 'Gülle-Tsunami'

Haßleben Demo Demo gegen Schweinemastanlage in Hassleben (Brandenburg) Bild: Volker Gehrmann

Etwa 1.000 Menschen protestierten vergangenes Wochenende gegen die geplante Schweinemastanlage im brandenburgischen Haßleben. Für den Veranstalter - das Bündnis „Meine Landwirtschaft“ – ist der Wiederaufbau der Großanlage, die für 36.000 Schweine geplant ist, ein Symbol einer verfehlten Agrarpolitik – die Meinung der Anwohner rund um den Megastall gehen auseinander. Umweltaspekte, Tierethik und Solidarität mit Landwirten aus Exportländern wie Ghana stehen der Hoffnung auf Arbeitsplätze gegenüber.

'Diese Anlage verhöhnt jeden Ansatz von Tier- und Verbraucherschutzgesetz', sagt Renate Seidel, Vorsitzende des Landestierschutzverbandes Brandenburg anlässlich der Kundgebung. Gebaut wird der Schweinestall von dem niederländischen Investor Harry van Gennip. In seinem Heimatland sind Mastanlagen dieser Größenordnung wegen der negativen Auswirkungen nicht mehr erlaubt. Thomas Volpers, Biologe aus der Uckermark und aktiv beim Bund für Umwelt und Naturschutz befürchtet mit dem Megastall gar einen „Gülle-Tsunami“ für Brandenburg.

Neben den lokalen Konsequenzen machte bei der Kundgebung in Haßleben auch King David Amoah, Sprecher des ghanaischen Netzwerks für nachhaltige Landwirtschaft und ländliche Entwicklung ECASARD, auf die Zusammenhänge von Massentierhaltung, Dumping-Exporten und der Vernichtung von lokalen Märkten aufmerksam, die ihre negative Wirkung global entfalten. Stig Tanzmann von Brot für die Welt, wies schon vergangene Woche darauf hin, dass die starke Ausweitung der Schweinemast in Deutschland, auf zunehmende Importe von Gentechnik-Soja aus Entwicklungsländern zurückzuführen sei. Er betonte, dass der Anbau von Gentechnik-Pflanzen häufig mit gravierenden Menschenrechtsverletzungen und dramatischen Umweltproblemen einhergehe.

Es gibt aber auch Bürger vor Ort, die den Protest nicht teilen. Sie erhoffen sich durch die Inbetriebnahme der Schweinemastanlage Arbeitsplätze. Die hohe Mechanisierung in der Großmastanlage lässt dieser Hoffnung allerdings nicht viel Raum: Laut Genehmigung werden durch den Betrieb wahrscheinlich nur 10 Arbeitsplätze geschaffen.

23.06.2014 |

Protest gegen „Megastall“ in der Uckermark

Schwein Foto: Compassion in World Farming / flickr, creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0

In der brandenburgischen Uckermark formiert sich Protest gegen eine geplante Mastanlage, in der dereinst 36.000 Schweine zur Schlachtreife gebracht werden sollen. Der Bau sei nicht nur für Tiere und Umwelt schlecht, sondern gefährde auch den wirtschaftlich wichtigen Tourismus in der Region, sagen Kritiker, die für kommenden Sonntag zu einer Demonstration aufgerufen haben. Zudem basiere die Überproduktion an Fleisch auf Futtermitteln aus Gentechnik-Soja.

„Die starke Ausweitung der Schweinemast in Deutschland basiert auf steigenden Importen von gentechnisch veränderter Soja aus Entwicklungsländern“, gibt Stig Tanzmann von Brot für die Welt zu Bedenken. „Der industrielle und monokulturelle Sojaanbau in den südamerikanischen Anbauländern geht häufig mit gravierenden Menschenrechtsverstößen und dramatischen Umweltproblemen einher. Diese Probleme werden durch die steigende Sojanachfrage aus Deutschland weiter verstärkt.“

Von 2001 bis 2010 seien die Importe der eiweißhaltigen Bohnen nach Deutschland um die Hälfte angestiegen. Dabei könnte das Futter durchaus auch aus gentechnikfreier Produktion kommen. Allein Brasilien könne knapp 50 Prozent des gesamtem EU-Bedarfs mit nicht-modifizierter Soja decken, heißt es in einer Studie, die die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) letztes Jahr herausgegeben hat. Das koste allerdings mehr, da die Zertifizierung aufwendig sei – und die Kosten nicht von den Verursachern etwaiger Gentech-Verunreinigungen getragen würden.

Der Vorsitzende der AbL, Bernd Voß, sieht seine Kollegen durch Megaställe unter starkem Druck. Die Massenproduktion lasse die Preise verfallen. „Diese Mengenausdehnung nutzt nur der Fleischindustrie, die immer mehr Weltmarktanteile anvisiert“, so der Landwirt. In Deutschland werde heute weit mehr Schweinefleisch erzeugt, als die Verbraucher essen wollen.

Eine Bürgerinitiative aus Haßleben, einem Ortsteil der Gemeinde Boitzenburger Land, wo die Großanlage gebaut werden soll, fordert die Landesregierung von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zum Umdenken auf.„Mit der Genehmigung stellt sich das Land Brandenburg in den Dienst eines privaten Investors aus Holland, dem der Bau solcher Anlagen in seinem Land aus guten Gründen verwehrt wird“, kritisiert Sybilla Keitel von der Initiative. „Über die fürchterlichen Bedingungen sowie die globalen Konsequenzen ist inzwischen jeder informiert. Ob ein Politiker von Weitsicht geleitet ist, der die Tourismuschancen der Uckermark preist und sie gleichzeitig zur Verklappung der Fäkalien von 36.000 Schweinen freigibt, ist eine legitime Frage.“ [dh]

22.05.2014 |

Auch Hessen jetzt Gentechnikfreie Region

GMO free regions network Das Europäische Netzwerk gentechnikfreier Regionen setzt sich für mehr Entscheidungsspielräume der Länder und Regionen ein (Foto: European GMO-Free Regions Network)

Auch das Bundesland Hessen ist nun Mitglied im Europäischen Netzwerk Gentechnikfreier Regionen. Das verkündete Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) gestern im Landtag. Dies zeige „die deutliche Ablehnung der Hessischen Landesregierung gegenüber Gentechnik im Lebensmittelbereich.“

Die Mitglieder des Netzwerks, dem Regionen aus vielen europäischen Ländern angehören, setzen sich für Selbstbestimmung in Fragen der Agro-Gentechnik und die Durchsetzung des Verursacherprinzips ein, wonach Gentechnik-Anwender für eventuelle Schäden bezahlen müssen. „Mit dem Beitritt in das Netzwerk ermutigen wir die Landwirte in Hessen und darüber hinaus, weiterhin auf gentechnisch veränderte Lebensmittel zu verzichten“, sagte Hinz.

Neben Hessen gehören auch Thüringen, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, das Saarland, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern dem Netzwerk an. Mecklenburg-Vorpommern prüft ebenfalls, ob eine Mitgliedschaft infrage kommt.

12.05.2014 |

Bodenseekreis für bäuerliche Landwirtschaft ohne Agro-Gentechnik

Landratsamt Bodenseekreis Foto: Landratsamt Bodenseekreis

Die Kreisvertreter des Bodenseekreises haben letzte Woche eine Resolution zur Agro-Gentechnik verabschiedet. Geschlossen hätten sie dafür gestimmt, in Pachtverträgen künftig die Nutzung von gentechnisch veränderten Pflanzen auszuschließen, berichtet der Südkurier. Kantinen werden aufgefordert, auf gentechnikfreie Produkte zu setzen.

Landwirtschaftliche Berater sollen auch künftig keine Empfehlungen für gentechnisch veränderte Pflanzen aussprechen. „Der Bodenseekreis bekennt sich zur traditionellen bäuerlichen Landwirtschaft ohne Agro-Gentechnik - der Bodenseekreis soll eine gentechnikfreie Anbauregion bleiben“, heißt es in der Resolution, die von Grünen und SPD eingebracht worden war.

„In Einrichtungen des Landkreises, sollen in Cafeterien und Kantinen Lebensmittel angeboten werden die – soweit gekennzeichnet - gentechnikfrei sind“, fordern die Kreisvertreter weiter. „Der Kreistag empfiehlt den Städten und Gemeinden, sowie anderen öffentlichen Einrichtungen im Bodenseekreis (z.B.Kindergärten, Schulen, Heimen oder Krankenhäusern), sich anzuschließen und eine gentechnikfreie Ernährung - soweit gekennzeichnet – anzubieten.“

Außerdem appelliert der Bodenseekreis an Stuttgart und Berlin, „alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen und alles für eine gentechnikfreie Landbewirtschaftung und Ernährung in Land, Bund und Europas Regionen zu unternehmen und sich für eine Kennzeichnungspflicht einzusetzen.“ Direkt gentechnisch veränderte Lebensmittel müssen in der EU als solche ausgewiesen werden. Bei Fleisch, Milch, Käse und Eiern muss aber nicht gekennzeichnet werden, ob die Tiere Gentechnik-Soja oder -Mais zu fressen bekommen haben. In der konventionellen Landwirtschaft ist das allerdings häufig der Fall. [dh]

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